In unserer Reihe FamilienBande besucht Klenkes-Autorin Anja Nolte Aachener Familienunternehmen und lässt sich ihre Geschichten erzählen – von Erfolgen, Niederlagen, geheimen Wünschen und ihrem Stellenwert in der Stadt.
„Ein LKW, ein Förderband, ein paar Schaufeln und zwei Mann Personal – so fing nach dem Zweiten Weltkrieg alles an. Mein Großvater Johann hatte sich mit der Beseitigung von Kriegsschäden, der Enttrümmerung, selbstständig gemacht. Das lief damals noch alles von Hand. Anfang der 60er Jahre brachte er den ersten hydraulischen Bagger nach Aachen. Eine kleine Sensation! Noch heute erinnern sich die Leute gerne an meinen Großvater. Er ist 1975 leider viel zu früh verstorben, da war ich erst sechs Monate alt.
Mein Vater Hans-Peter und meine Mutter Gerda haben den Betrieb zunächst alleine weitergeführt – der Schwerpunkt lag inzwischen bei Ausschachtungen und Erdarbeiten. Mit den ersten Großaufträgen erfolgte 1980 die Gründung der GmbH und schließlich der Umzug von Forst ins Gewerbegebiet Strangenhäuschen. Heute haben wir 30 feste Mitarbeiter und rund 50 Fahrzeuge und Baumaschinen auf 5.000 Quadratmetern. Eine gute Größe.
Wir sind immer mit der Zeit gegangen. Man meint ja immer, man gräbt auf der Baustelle ein Loch mit einem Bagger und fährt die Erde dann ab zur Kippe, aber so einfach ist das leider nicht, zumindest heutzutage nicht mehr. Ich sitze fast ausschließlich im Büro, kalkuliere, bearbeite die digitalen Akten, kümmere mich um neue Projekte, um das Qualitätsmanagement und um den Entsorgungsbereich, während mein Vater anfangs noch selbst auf dem Bagger saß.
Wie man einen Bagger bedient, habe ich aber auch noch gelernt. Ich bin sehr früh ins Unternehmen hineingewachsen: Schon mit zwölf Jahren bin ich bei uns auf dem Gelände LKW gefahren, oder Raupe. Für mich war das ganz normal – und toll! Dass ich mal in den Familienbetrieb einsteige, stand für mich außer Frage. Nach dem Studium – ich habe an der FH Aachen Bauingenieurwesen studiert – habe ich sofort losgelegt.
Vor kurzem haben wir uns einen neuen Long-Front-Bagger mit 24 Metern Abbruchhöhe angeschafft – ein normaler Bagger schafft nur acht, neun Meter. In Aachen gibt es meist vier Geschosse, mit Dachgeschoss fünf, dafür ist der perfekt. Schon unser Vorgänger-Modell war in der Stadt im Dauereinsatz: Er hat zum Beispiel Woolworth am Kugelbrunnen abgebrochen, das alte Bavaria-Kino am Holzgraben und die Mayersche Buchhandlung. In den letzten 50 Jahren waren wir an allen Aachener Leuchtturmprojekten beteiligt, zuletzt an Aquis Plaza – eine echte Herausforderung, die mich aber sehr gereizt hat.
Ich arbeite jetzt seit 20 Jahren mit meinem Vater zusammen und wir sind noch nie aneinandergeraten. Im Gegenteil: Ich bin froh und dankbar für jeden Tag, den er hier ist. Die vierte Generation steht auch schon in den Startlöchern. Meine Söhne sind zwar erst elf und 13, zeigen aber Interesse am Familienbetrieb. Wir würden uns sehr wünschen, dass sie das Unternehmen einmal weiterführen.“ \
H.P. Schlenter GmbH
Strangenhäuschen 38
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