Von Dirk Tölke
Karl Fred Dahmen war kein klassischer Landschaftsmaler, sondern er hat, wie der Titel der Doppelausstellung richtig sagt, das Prinzip Landschaft malerisch und plastisch umgesetzt. In Düren finden sich daher Materialbilder und Lithographien und in Duisburg die handwerklich sorgfältigen Objektkästen und Polsterbilder. Die kleine Erinnerungsausstellung im Geburtsort Stolberg bezieht mit lokalen Leihgaben auch den Freund Fritz Martin mit ein, der sich als Autodidakt zeichnerisch entwickelte und inhaltlich gern mit dem Radsport befasst hat.
Karl Fred Dahmen hatte bereits künstlerisch handwerklich ausgebildet auch frei gearbeitet, bevor er im Krieg eingezogen wurde und als Flieger tausende Stunden die Welt von oben als von linearen Wegen durchschnittene, von Bomben zerfurchte Fläche wahrnahm, was heute jedem per Linienflug, Google-earth und Drohnenbildern möglich ist. Dazu kommt die intensiver werdende Wahrnehmung der um Stolberg durch die Tagebaue von maschinellen und menschlichen Eingriffen verwundete Landschaft und der damals noch hemmungsloser aufgetürmten Müllberge in Wäldern, Baggerseen und am Wegesrand. Geschundene Natur wird für Karl Fred Dahmen mehr noch ein Thema des Informel, als für andere die geschundenen Kreatur im Zusammenhang mit der existenzialistischen Philosophie von Sarte und Camus.
Mit befreundeten Künstlern der Gruppe 53 besuchte er Paris, dessen École de Paris und noch gegenüber New York vorhandene künstlerische Internationalität und Leitstrahlung parallel zu informellen Ansätzen bei Fautrier und Wols Einfluss nahm. Er ist eher kubistisch, als surrealistisch beeinflusst, schätzte die Direktheit der Eifelmaler. Andere betrieben in ihren zum Materialbild tendierenden Experimenten eher Aufarbeitungen der unbewältigten Vergangenheit in gestischen Impulsen, die den Maloberflächen individuelle Spuren eingruben.
Dahmen übertrug dies auf eine Tendenz, die Landschaft nicht abzubilden, sondern wirksam werden zu lassen, getreu der Intention von Paul Klee, nicht nach der Natur, sondern wie die Natur zu malen. Immer deutlicher malt er nicht vor der Natur, sondern im Atelier aus der Erinnerung. Als ausgebildeter Künstler, der schon ein Leben hinter sich hatte, entschied er sich gegen ein erneutes Studium in Düsseldorf, war zupackend, sorgte für Kontakte, machte von sich reden und war als attraktiver Mann, der schnelle Autos liebte, später so etwas, wie der Günter Netzer der Kunstszene mit Atelier auch in Ibiza. Die großen Objektkästen aus der Zeit nach 1968 im Chiemgau, als er einen Bauernhof in Niederham als Atelier bewohnte, mit ihrer markanten Grüneinfärbung, arbeiten mit Naturchiffren und lassen gepolsterte Landschaften entstehen, in denen auch Fundstücke aus der Landwirtschaft mit einbezogen sind.
Kein großindustrielles Einwirken des Menschen auf die Natur mehr, aber durchaus landwirtschaftstechnisch. Seine Malerei entwickelt sich fortlaufend als Collage, Montage und Installation weiter, kehrt später zu monochromen Furchenbilder zurück. Er macht zahllose lithographische Experimente mit reliefhafter Papierbearbeitung.
Er bleibt ein bodenständiger Verwirklicher ohne Interesse an theoretischem Überbau. Seine Arbeiten bleiben gegen den Trend terrestrisch, mit fetischhaften Utensilien bestückt und mit feinen farblichen Nuancen konstruiert. Landschaftsvisionen – Tele-Landschaften. \
bis 26.11.
Karl Fred Dahmen – „Das Prinzip Landschaft“
Leopold-Hoesch Museum, Düren
bis 5.11.
Museum Küppersmühle, Duisburg
12.11.-17.12.,
Eröffnung 12.11., 12 Uhr 9.
In Memoriam Karl Fred Dahmen, Fritz Martin Art Departement Villa Museum Zinkhütter Hof, Stolberg
Leopold-Hoesch-Museum in Düren
Homepage Zinkhütter Hof
Museum Küppersmühle
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