Ein Rückblick auf das Filmjahr 2016 und ein Ausblick auf 2017
Von Peter Hoch
Das abgelaufene Kinojahr dürfte nicht nur finanziell als eines der schwächsten der letzten Jahrzehnte in die Annalen der deutschen Kinos eingehen. Zu viele maue Fortsetzungen und Wiederauflagen dominierten das Popcornkino und zu viel Betuliches oder Prätentiöses verstopfte die Programmkinosäle. Doch wo viel Schatten war, gab es auch Licht.
Positiv bleibt insbesondere die erfolgreiche Rückkehr des guten, alten Hollywood-Tatsachendramas in Erinnerung: „Der Moment der Wahrheit“, „Trumbo“, „Snowden“ und „The Infiltrator“ gehörten sicherlich zu den sehenswertesten Produktionen des Jahres und „Spotlight“, das Drama über die Enthüllungen des Boston Globe zu hundertfachem Kindesmissbrauch durch Geistliche, gewann sogar völlig zurecht den Oscar für den besten Film. Das gilt auch für Leonardo DiCaprio, der für seine Rolle im fulminant bebilderten Westernthriller „The Revenant“ endlich seinen lange überfälligen Goldjungen und diverse weitere Auszeichnungen erhielt. Über den Academy Award durfte sich auch Brie Larson freuen, den sie sich für das packende Entführungsdrama „Raum“ ebenfalls redlich verdient hat.
Überraschung
Herausragend außerdem im Bereich des Animationsfilms: der nahezu perfekte Disney-Megahit „Zoomania“ und das leider unter Ausschluss der Öffentlichkeit gelaufene Stop-Motion-Kunstwerk „Kubo – Der tapfere Samurai“.
Eine der schönsten Überraschungen war die irisch-britische Musikkomödie „Sing Street“, während das Aliendrama „Arrival“ zum Jahresausklang zeigen durfte, dass Science-Fiction so viel mehr sein kann als “Independence Day 2“ & Co. Im US-Independentkino ragten vor allem das überlange, aber intensive Drückerkolonnendrama „American Honey“ und die moderne Familien-Robinsonade „Captain Fantastic“ aus einer Vielzahl von Filmen heraus, deren Großteil bei uns leider nie das Licht der Leinwände erblicken wird – zu klein und sperrig für die Multiplexe, zu „amerikanisch“ für die Arthouse-Kinos und ihre Besucher, die sich eher skandinavischen Tragikomödien, französischem Wohlfühlkino oder deutschem Verkopftheitsquark verschrieben haben.
Dabei zeigten der Wunderfilm „Toni Erdmann“ oder das Coming-of-Age-Drama „Die Mitte der Welt“ einmal mehr, wie toll selbst Kino aus Deutschland bisweilen sein kann – unterhaltsam und intelligent, ohne mit gestelzten Dialogen in bleierner Langeweile zu verharren oder, am anderen Ende des Spektrums, auf die sichere Schweiger-Schweighöfer’sche Beliebigkeitsformel zu setzen.
Das Fortsetzungsjahr 2017
Zwar sind auch 2017 wieder viele Fortsetzungen am Start, darunter aber mit „Trainspotting 2“, „Blade Runner 2049“, „Alien: Covenant“, „Planet der Affen: Survival“, „Guardians of the Galaxy Vol. 2“, „Spider-Man: Homecoming“, „Thor: Ragnarok“, „Logan“, „Kingsman: The Golden Circle“ und hoffentlich auch „Star Wars: Episode VIII“ viele, auf die man sich wirklich freuen kann, während mit der Realfilmversion des Animeklassikers „Ghost in The Shell“, den Stephen King-Adaptionen „Der dunkle Turm“ und „Es“, dem Science-Fiction-Thriller „Passengers“, Pixars „Coco“, Martin Scorseses Religionsdrama “Silence“, Luc Bessons Comicadaption „Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten“ und Christopher Nolans Kriegsfilm „Dunkirk“ auch (mal mehr, mal weniger) Neues geboten wird.
Oscars 2017
Bis zu den Nominierungen am 24.1. ist zwar noch alles offen, gute Chancen auf einen der Academy Awards, deren Verleihung am 26.2. von Jimmy Kimmel moderiert wird, haben jedoch das Musical „La La Land“, das Drama „Manchester by the Sea“, das Aliengedankenspiel „Arrival“ sowie, als Gegenbewegung zum diesjährigen „#OscarsSoWhite“-Phänomen, gleich vier Filme mit schwarzen Themen und Protagonisten: „Moonlight“, „Loving“, „Fences“ und „Hidden Figures“. \
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