Das Szenario: Die Kollegen Arno und Frank sitzen beim feierabendlichen Bier und machen sich Sorgen um ihren Chef Klaus. So hat es den Anschein. Nach dem ersten Herrengedeck ist das Mienenfeld, auf dem sich die Männer an diesem Abend bewegen, abgesteckt und klar gestellt: Klaus muss weg. Er sei verrückt geworden, schade der Werbeagentur und seiner Freundin Anne. Mit der Frank übrigens auch etwas am Laufen hat.
Mit jeder Getränkerunde werden die Aussagen und Überlegungen radikaler. Eine ausgedehnte Kur reiche da längst nicht mehr aus, ist man sich einig – Klaus sollte am besten direkt in die Geschlossene! Und als dann noch Anne am Tresen auftaucht, scheint die Verschwörung perfekt.
„Es ist ja nur zum Wohle Klaus“, rechtfertigt sich die Meute. Doch als der in die Bar spaziert und den Traumjob in London im Gepäck hat, wendet sich das Blatt. Denn in London ist nur Platz für einen, Arno oder Frank. Aus Verbündeten werden plötzlich Konkurrenten, die auch einige Leichen im Keller haben.
Thomas Melle, der für seine Romane „Sickster“ und „3.000 Euro“ bekannt ist, hat „Partner“ bereits 2008 im Autorenlabor am Düsseldorfer Schauspielhaus geschrieben. Gekonnt balanciert er zwischen Freundschaft, Fürsorge und Egoismus. Der Regisseur Eike Hannemann setzt im kleinen „Mörgens“ die richtigen Akzente: Tresen, Hocker und eine Bar zwischen den Zuschauerreihen versetzen das Publikum ins echte Leben.
Zwar ist das schnelle Stück über Verlogenheit und Druck in der Arbeitswelt streckenweise bedrückend und erschütternd, doch der Humor kommt keineswegs zu kurz. Thomas Hamm als Nerdbrillen-Träger Frank, stets einfühlsam, nimmt man die Sorge um seinen Freund fast ab. Arno, von Philipp Manuel Rothkopf gespielt, wird im Laufe des Stücks immer fanatischer und aggressiver. Auch Marie Hacke überzeugt in ihrer Rolle, die als Verbündete auftaucht und zur verräterischen Taktikerin mutiert. Klaus-Darsteller Tim Knapper zeigt, dass jemand, der von seinen Mitmenschen als verrückt abgestempelt wird, doch alles genaustens überblicken kann. So unterschiedlich ihre Rollen auch sind, eines haben die Schauspieler gemeinsam: Sichtlich Spaß an diesem Spiel. \ kla
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