Doktor Viktor Larenz (Jörg Reimers) ist ein gebrochener Mann. Er bewegt sich langsam, ein wenig antriebslos durch sein teuer und modern eingerichtetes Zimmer. Dann setzt er sich an seinen Schreibtisch und aus dem Off erfährt man seine Geschichte. Josy, die zwölfjährige Tochter des bekannten Psychiaters Viktor Larenz, verschwandet unter mysteriösen Umständen vor vier Jahren spurlos. Es gibt weder Zeugen, noch eine Leiche, noch eine Spur.
Wegen einer mysteriösen, immer schlimmer werdende Krankheit – Nasenbluten und schreckliche Kopfschmerzen, die in kurzen Abständen auftauchen – des jungen Mädchens, suchen es und sein Vater den Hausarzt auf. Josie folgt einer Sprechstundenhilfe ins Zimmer und ab da hat sie niemand je wieder gesehen.
Jetzt – vier Jahre später – gibt es zwar noch immer keine Spur von Josie, an ihren Tod glauben, will Dr. Larenz allerdings nicht. Verzweifelt kämpft er gegen die Stimmen aus der Vergangenheit an, ruft immer wieder: „Du lügst!“, „Ich weiß es besser!“, „Ich kenne die Wahrheit!“ „Josy, wo bist du?“ Dann sind die Stimmen verklungen und das Kammerspiel startet.
Larenz hat sich auf eine einsame Insel zurückgezogen, um sich auf ein Interview vorzubereiten. Seine Praxis hat er aufgegeben, seine Frau ist beruflich in New York. Seine Laune ist angeschlagen: „Sieben Tage sitze ich an dem Interview. Und was habe ich? Vier Sätze!“ Und auch die Insel, die ihm Ruhe bringen sollte, bemängelt er als „gottverlassenen Mini-Insel“. Und ausgerechnet jetzt braut sich ein unglaublicher Sturm zusammen. Sein einziger menschlicher Kontakt auf der Insel ist der bereits etwas schrullig wirkende Patrick Halberstaedt (Berthold Schirm), der ab und an bei ihm nach dem Rechten sieht. Kontakt zur Außenwelt hat Larenz durch sein Telefon. Immer wieder bekommt der Zuschauer so Infos aus dem Off. Dann erscheint unerwartet die Autorin Anna Spiegel (Birthe Gerken).
Die junge, attraktive Frau, die nach eigener Aussage nicht in der Lage ist zu lügen, bittet den Arzt sie zu therapieren. Sie wird von schizophrenen Wahnvorstellungen gequält. Darin erscheint ihr immer wieder ein kleines Mädchen, das ebenso spurlos verschwindet wie einst Josy. Haben ihre Halluzinationen etwas mit dem Verschwinden seiner Tochter zu tun? Ein nervenaufreibender Schlagabtausch beginnt. Dabei wird die Abgeschiedenheit auf der Insel immer deutlicher und Anna Spiegel immer seltsamer.
Junski schafft es den intelligenten Text von Fitzek clever auf die Bühne zu bringen und die Zuschauer zu fesselt. Immer wieder hörte man bei der Premiere einige Sitznachbarn rätseln, was es mit der Autorin und dem Therapeuten auf sich haben könnte. Überraschende Wendungen sorgen dafür, dass immer wieder Spekulationen aufkommen. Lediglich der letzte Twist am Ende ging vielleicht doch etwas zu schnell vonstatten und lies den ein oder anderen Besucher ungläubig, aber keines falls verwirrt, das Theater verlassen. \kw
bis 20.12.
„Die Therapie“
20 Uhr, diverse Orte
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