Heinrich von Kleist veröffentlichte seine, auf wahre Begebenheiten basierende, Erzählung „Michael Kohlhaas“ erstmals 1810. Heute gelingt es Michael Miensopust mit Regisseur Patrick Dollmann die damalige Problematik eines versagenden Rechtsstaats einem heutigen Publikum zu präsentieren.
Unweigerlich stellt der einzelne Besucher fest, dass ebenfalls die Gegenwart mit Rechtlichkeit und Machtmissbrauch zu kämpfen hat.
Das Bühnenbild schlicht und mehr als ein Dutzend Figuren sind Teil des Stücks. Doch auf der Bühne stehen stets nur zwei Darsteller. In der Hauptrolle des Michael Kohlhaas und des Erzählers Dominik Penschek, sein Gegenüber in Form von vierzehn verschiedenen Figuren spielt beeindruckend Carolin Sophie Göbel.
Die Geschichte des Michael Kohlhaas beginnt mit einem einfachen Konflikt. Noch kann der Zuschauer nicht erahnen, welche dramatischen Wendungen sich von diesem Zeitpunkt an noch abspielen werden.
Der Anfang allen Übels
Der Pferdehändler Michael Kohlhaas geht seiner Arbeit nach und möchte seine Pferde von Brandenburg nach Sachsen überführen, als er vom Junker Wenzel von Tronka aufgehalten wird.
Unter falschem Vorwand besteht der Junker auf den Nachweis eines Passierscheins. Kohlhaas, der keinen solchen vorweisen kann, hinterlässt seine Pferde als Pfand beim Junker und stellt schnell in Dresden fest, dass keine Passierscheinspflicht existiert.
Ab diesem Zeitpunkt nehmen die unglückseligen Ereignisse ihren Lauf und bei seiner Rückkehr zur Abholung der Pferde stellt Kohlhaas fest, dass diese von harter Feldarbeit ganz abgemagert sind.
Aus Recht wird Unrecht
Wutentbrannt und von der Richtigkeit seines Handels überzeugt versucht Kohlhaas, mit Hilfe des Rechtsstaats, den Junker von Tronker zur Rechenschaft zu ziehen. Enttäuscht und immer mehr in Rage verfallend stellt Kohlhaas fest, dass all seine unterschiedlichen Bemühungen, durch Vetternwirtschaft und den Machtmissbrauch Höhergestellter, keinen Erfolg erbringen. Ganz im Gegenteil, es stürzt ihn immer mehr ins Unglück.
Wird er im Kampf um Gerechtigkeit alles verlieren?
Was ist Gerechtigkeit?
Das Theaterstück, welches besonders für Schüler ab der neunten Klasse konzipiert ist, regt eindeutig zum Überdenken des eigenen Gerechtigkeitsempfinden an. Was ist Gerechtigkeit? Wie weit darf man im Sinne der Gerechtigkeit gehen? Ist unser Staat gerecht oder finden wir uns ebenfalls in Situationen, wie der des Michael Kohlhaas‘ wieder?
Es ist ein Thema, dass die Menschen der heutigen Zeit beschäftigt und ganz offensichtlich durch fehlende Gerechtigkeit zum Thema der Gesellschaft geworden ist.
Das Stück „Kohlhaas“ von Miensopust eröffnet den Diskurs und gibt ebenfalls jungen Menschen Freiraum sich über dieses Thema klar zu werden. So muss letztendlich jeder die Frage für sich selbst beantworten: Wieviel Michael Kohlhaas oder Junker von Tronker steckt in einem selbst?
Das Stück wird im November noch an verschiedenen Orten in der Region gezeigt. Alle Infos online.
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