Es sollte ein ganz normales Essen in der WG werden, so wie immer. Denn das steht bei Sophie, Doro, Anna, Benny und Jonas einmal im Monat auf dem Plan: Einer kocht für alle, es wird zusammen genossen und Fragen zum gemeinsamen Leben oder auch Probleme können in gemütlicher Runde besprochen werden. Gemütlich ist es auch – warm leuchtende Kerzen auf einem schönen Holztisch und eine insgesamt sehr schön eingerichtete Wohnung, für die Bühnen- und Kostümbilder Tom Grasshof verantwortlich ist, sorgen schon vor Beginn des Stücks für eine heimelige Atmosphäre, die anfangs auch während des Essens der Fünf bestehen bleibt. Doch eben nur anfangs!
Denn obwohl sich zuerst alle einig sind, dass nichts Großes besprochen werden muss, hat Benny doch eine wichtige Ankündigung: Er wird als Dozent in die USA gehen und dort mit seinem Freund zusammenziehen. Sorgt schon dieses Vorhaben allein für Aufregung, setzt er noch einen drauf: Sein Zimmer möchte er geflüchteten Menschen zur Verfügung stellen. Dieser Vorschlag spaltet die WG, Sorgen und Ängste werden geäußert. Dabei wird schnell klar: Es geht gar nicht nur um die Neuvermietung des Zimmers! Viel mehr bringt diese erst Unausgesprochenes zwischen den Personen ans Licht. So sind amouröse Gefühle nicht ganz verflogen, die Arbeit der anderen wird nicht geschätzt und auch die allgemeinen Einstellungen der Mitbewohner werden hinterfragt.
Das alles gipfelt in einer großen Ankündigung Annas, die ihren neuen Partner vorstellen und am liebsten in das frei werdende Zimmer einziehen lassen würde. Es stellt sich also die Frage: Achmed oder Flüchtlinge? Die Zuwanderung und der Umgang mit Geflohenen ist ein wichtiges und zu Recht allgegenwärtiges Thema. Das Stück aus der Feder von Lutz Hübner und Sarah Nemitz schafft es, mit dem schwierigen Thema sehr gut und locker umzugehen. Der Zuschauer fühlt sich in keiner Weise belehrt oder angegriffen, viel mehr werden alle Positionen nachvollziehbar und auf witzige Art und Weise dargestellt. Wer „Willkommen“, inszeniert von Anja Junski im Grenzlandtheater, sieht, kann sich über einen Abend freuen, der Spaß macht, aber auch zum Nachdenken anregt. \#sim
1. bis 15.11.
„Willkommen“ 20 Uhr,
diverse Orte
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