Okay, Karsten Dusse hat mit mittlerweile drei Romanen zum Thema „Achtsam morden“ bewiesen, das großes Interesse an der Kombination „ausatmen und umbringen“ besteht. Am Grenzlandtheater beweist nun Ingmar Otto, dass sich die Geschichte rund um den Anwalt Björn Diemel nicht nur gut liest, sondern auch auf der Bühne darstellen lässt. Fast vollständig ausverkauft war das Stück bereits vor der Premiere. Ob es daran liegt, dass genau diese Inszenierung bereits in Karlsruhe so gut ankam, die Aachener Schauspieler Felix Frenkel, der zuletzt in der Rolle des „Judas“ am Grenzlandtheater gefeiert wurde, nochmal sehen wollten oder ob einfach allein der Titel des Bestsellers schon die beste Werbung war, bleibt ein Geheimnis. Im Mittelpunkt des turbulenten Geschehens um zwei sich bekämpfende Mafia-Möchtergern-Bosse steht Diemel, gespielt von Felix Frenkel. Dieser trifft als aus-Versehen-mörderischer Anwalt auf eine ganze Reihe schräger Typen, die von Diana Gantner und Jörg Bruckschen in schnellem Wechsel verkörpert werden. In Windeseile schlüpfen Gantner und Bruckschen in dutzende Rollen, tauschen Pelzmantel gegen Perücke, wechseln Sprechweisen, verändern die Körperhaltung. Manchmal so schnell, dass man Schwierigkeiten hat, zu folgen. Zum Glück bietet hier das Bühnenbild eine wunderbare Lösung. Alle Charaktere sind auf einer Ermittlungswand mit Foto, Namen und das eine, ihn auszeichnende, Accessoires abgebildet. Sehr clever. So verliert man dann doch nicht den Faden, wenn aus dem eher unbeachteten Angestellten ein regelrechter Powertyp entsteht. Einziges Manko: Auf dem Weg dorthin fängt er an, nach dem neu erlernten Leitsatz seines Achtsamkeitscoaches „Ich muss nicht tun, was ich nicht will“, alle Leute, die sich ihm in den Weg stellen, umzubringen. Und was ein Kindergartenplatz mit all dem zu tun hat? Tja, selber gucken. (Zusatztermine gibt es auch noch vom 12. bis 28. Juli.) \ Kira Wirtz
Homepage Grenzlandtheater Aachen
WEITEREMPFEHLEN