Wenn ein Zustand zutrifft, ist es der der Ungewissheit. Die Clubbetreiber und Konzertveranstalter in der Region suchen seit mehreren Wochen nach Lösungen. Manches funktioniert derzeit noch unter freiem Himmel, aber wenn der Winter kommt, gelten strengere Corona-Regeln im Innenbereich. Der Klenkes gibt eine Übersicht über den derzeitigen Stand in der Szene
Zuerst wird beim Musikbunker in Aachen nachgefragt. „Das war sehr dynamisch damals. Wir haben zwei Tage bevor der Beschluss kam, gesagt, wir machen zu. Das lag in unserer Verantwortung. Danach ging alles unglaublich schnell“, erinnert sich Lars Templin, Geschäftsführer des Musikbunker e.V. über den Lockdown. Die Mitarbeiter, rund 36 an der Zahl, sind in Kurzarbeit, beziehungsweise wenn nicht dazu berechtigt, in der Grundsicherung/Hartz 4. „Bis zum 31. Dezember werden wir wohl in Kurzarbeit bleiben, auch wenn wir im Oktober versuchsweise ein paar Konzerte unter den geltenden Bestimmungen durchführen wollen. Aber das bringt für drei bis vier Abende ja nur das Thekenpersonal und die Licht- und Tontechniker kurzfristig in Arbeit.“
Ein halbes Jahr Stillstand ist bereits vergangen. Alle Mitarbeiter vom Bunker wollen wieder zurück an ihre Arbeit. Wieviele Besucher in den Bunker dürfen, ist noch unklar. Die letzten Corona-Schutzmaßnahmen sprachen von 25 Prozent. Lars Templin: „Das wir mehrheitlich im Oktober Jazzkonzerte (The KutiMangoes am 7.10., Kuhn Fu am 21.10.) veranstalten, kommt uns entgegen. Eine Bestuhlung mit zugeordneten Sitzplätzen ist notwendig. Wir müssen uns um Plexiglasscheiben kümmern, Hygienemittel kaufen, Masken besorgen. Notfalls müssen wir den Leuten gegenüber dann auch mal als Spaßbremse auftreten.“
Förderzusage
Auch der Domkeller will im Oktober mit seiner Reihe der Montagskonzerte wieder an die Öffentlichkeit. Das Sicherheitskonzept wurde genehmigt. Zulässig sind 50 Sitzplätze, der Einlass wird über Zugangskarten geregelt, die man unten an der Theke erhält und vorher ausfüllt. „Die Räume sind gut belüftet, und wir testen jetzt Raumluftfilter, mit denen wir die Räume zusätzlich ausstatten wollen“, sagt Milos Sous vom Domkeller. Ein kleiner Trost: „Die geplanten Konzerte werden mit einem kleinen Betrag durch Bundesmittel der Initiative Musik gemeinnützige Projektgesellschaft mbH unterstützt: kurz vor dem Shutdown haben wir die Förderzusage des Projekts Live 100 erhalten, mussten dann aber zunächst alle Konzerte absagen.“
Vom Biergarten, ins Zelt, in den Club
Fritz Knizia, Booker des Outbaix in Übach-Palenberg, ist skeptisch bezüglich der näheren Zukunft von Liveclubs. „Viele Clubs und Dienstleister werden wohl aufgeben müssen. Allerdings sind wir mit unseren Biergarten Konzerten/Comedy bis jetzt ziemlich gut über den Sommer gekommen und nur eine einzige von insgesamt 29 Veranstaltungen hat nicht gut funktioniert – da hatten wir nur 35 Besucher. Bei allen anderen waren es von 70 aufwärts bis 150 Zuschauer und damit ausverkauft.“
Fast alle Veranstaltungen für den Herbst sind auf 2021 verschoben. Fritz Knizia: „Wir arbeiten für die kältere Jahreszeit an einer Interimslösung in Form von einem 15 mal 30 Meter großen Zelt. Das wird sich in den nächsten zwei Wochen entscheiden. Aber es sieht gut aus.“
Skeptisch bleibt er auch, ob die Leute derzeit wieder gerne in geschlossene Räume gehen wollen. Im Moment sind jedenfalls im Outbaix in Saal und Kneipe 110 sitzende Personen mit Abstand zugelassen.
Abgesichert
Auch im Eupener Schlachthof ist das Wiederhochfahren von Kulturveranstaltungen diffizil. Durch die weiter geltende Einhaltung des Mindestabstandes bleiben Steh- und Tanzveranstaltungen ausgeschlossen. Veranstaltungen mit Bestuhlung sind unter Auflagen wieder möglich. Programmmacher Marc Cuertz: „Deshalb kann ein großer Teil unserer Veranstaltungen glücklicherweise stattfinden. Veranstaltungen mit einem hohen Publikumsaufkommen wie zum Beispiel beim geplanten Auftritt von Serdar Somuncu sind allerdings derzeit nicht möglich. Insgesamt sind wir glücklicherweise sehr gut abgesichert. Die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft hat bereits zu Beginn des Lockdowns im März die Aufrechterhaltung der Förderung für den Kultursektor in Ostbelgien zugesichert. Einige der fest angestellten Techniker sowie Personal des Bistros waren temporär in Kurzarbeit. Härter getroffen hat es unsere Freelance-Techniker, die lange Zeit ohne Aufträge über die Runden kommen mussten.“
Und der „Eupen Musik Marathon“ 2021? Wie es im Frühjahr weiter geht, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Ob und in welcher Form er stattfinden wird, kann man in Eupen zur Zeit noch nicht sagen.
Bravourstück
Ganz begeistert schaut man in diesen Zeiten dann auf eine Aktion wie die der Aachener Alternative Rockband BooN GooN, die ausdrücklich auch der Unterstützung des Wild Rover am Hirschgraben dienen soll. In der Hoffnung des 1. September als Stichtag der Lockerungen für kleine Konzertläden, hatte sich die Band für ein Konzert ins Wild Rover gebucht. Schlagzeuger Helge Liepertz von der Band: „Als wir feststellten, dass sich an den fürs Rover auferlegten Regeln (10 Besucher max. Personal exklusive) nichts ändern wird, haben wir uns dazu entschlossen, eine komplette Woche im Rover am Stück zu spielen. Jeden Tag zwar dann nur 6 Gäste (10 Leute – 4 Bandmitglieder = 6 Gäste) aber immerhin jeden Tag ein bisschen Umsatz und Konzertfeeling für die paar Leute, die kommen. Als wir einen Aufruf für Publikum gestartet haben, kam so viel Resonanz, dass wir mittlerweile schon in der dritten Woche der Konzerte-am-Stück angekommen sind, eine vierte ist aufgrund des Andrangs jetzt für die 40. Kalenderwoche geplant – damit wir einmal eine Woche Pause machen können.“ Nicht nur für BooN GooN ist das Wild Rover einer der wichtigsten Konzertläden in Aachen, wo viele lokale Bands ihre ersten Gigs spielen durften. Gerade solche Konzert- und Kneipenbetriebe sind während der Corona-Epidemie komplett zum Erliegen gekommen, da keine Belüftung, kein Außenbereich (wie viele andere) und keine sinnvolle Sitzplatzaufteilung möglich sind.
Jazz-Burgkonzerte
Vier Konzerte hatte Armin Burke vom Dumont im September alternativ auf der Burg Frankenberg geplant. Die Besucher wurden im Innenhof der Burg in kleinere Sitz- und Stehplatz-Gruppen aufgeteilt. Die Durchführungen mit dem Harald Ingenhag Trio feat. Heiner Schmitz, Peter Ehwald Double Trouble und Peter Weniger‘s Point Of Departure waren ein voller Erfolg. Armin Burke: „Alle Veranstaltungen liefen super. Alle fanden es klasse und waren froh, dass es wieder Live-Musik gibt. Und mit Alle meine ich: Publikum, Musiker und Veranstalter!“ Skeptisch bleibt Burke allerdings ob der Durchführung von Jazzkonzerten im Dumont im Winter. \ Richard Mariaux
www.mubu.ac
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