Schallplattenlabel wie Atlantic, Stax, Motown oder Hi Records machten Künstler wie (Diana Ross &) The Supremes, Marvin Gaye, Otis Redding, Sam & Dave, Aretha Franklin und vielen mehr zu Stars. Soul und der daraus folgende Funk und spätere Discosound bestimmten auch die Mainstream-Charts; kein Wunder, bessere und zugleich tanzbarere Musik gab es einfach nicht.
Ende der 60er Jahre bildete sich in England eine Subkultur namens Northern Soul, Soulmusik eher unbekannter, von kleinen Labeln veröffentlichter Herkunft. Einzige Bedingung: strictly danceable sollte sie sein. Northern Soul war vorrangig die Musik der Mods, einer Jugendkultur, zumeist aus der weißen britischen Arbeiterklasse, die auch offen für Ska und Rocksteady oder damaligen Beatbands wie den Who oder Small Faces war.
Sprechen wir mit Aachener Soul-Affiniciados. Die DJs 2w und serious cookin’ (Ernst Kochen) starteten 1998 mit der Veranstaltungsreihe „Soundfood Casino“ im Musikbunker ihre nebenberufliche Karriere als Soul-DJ’s. „Am Anfang legten wir noch mit Cassetten und Vinyl-Samplern die meist großen Namen der Motown-Ära und klassischen R ‘n’ B der Chicagoer Szene der frühen 60er auf. Doch schnell wurde uns die 7‘‘-Single der ideale Tonträger, weckte unsere Sammelleidenschaft zu bis dahin unbekannten Labels und Interpreten“, erzählt Ernst Kochen (serious cookin’).
Die beiden DJs interessierte allerdings nicht nur die reine Musik, sondern auch die damit verbundene kulturelle Historie, veranstaltete eine Blaxploitation-Filmreihe im Apollo oder ein Homecookin’ im Last Exit, bei dem eine leckere Auswahl an Soulfood gereicht wurde, dem Arme-Leute-Essens des amerikanischen Südens.
Soulfood Casino tingelten durch die Clubs der Stadt und predigten ihr Credo vom DJ-Pult. Zu den besten Zeiten kamen 500 tanzwütige Besucher, aber irgendwann wurden die Parties immer kleiner. In dieser Zeit brachte der Aachener Lazy mit seinen „Aachen Soul Weekender“ im Jakobshof über mehrere Jahre die Leute zum Schwitzen. Nach der Schließung des Jakobshofs fehlte eine geeignete Location; der letzte Northern-Soul-Event war ein „Soulkränzchen“ im Uwe Klein, der von 14 bis 3 Uhr ging.
Bereits vorher hatten sich das Soulfood-Team und die DJs Marko und Lazy unter dem neuen Namen „Tighten Up“ für eine Partyreihe in der Raststätte zusammen getan. Der frühe HipHop hat zum Beispiel Marko zum Soul gebracht, er wollte wissen, wo die ganzen Samples herkamen.
Und welche Bedeutung hat Soulmusik heute noch? Die Hausband des New Yorker Label Daptone Records (Sharon Jones, Charles Bradley) hat Amy Winehouse’ „Back to Black“-Album eingespielt. In den USA gibt es die Alabama Shakes, in England Michael Kiwanuka. Ernst Kochen: „Über diese neueren Labels und Interpreten lebt der Sound im aktuellen Mainstream weiter,“ und Marko resumiert: „Amy Winehouse stand eher für ihren Lebensstil als für ihre Musik“.
Die Aachener Soulszene ist klein. Kontakte hält man zu den Städten, in denen nach wie vor die großen Soul Weekender stattfinden, wie Hamburg oder Nürnberg. Ernst Kochen: „Soul ist einfach und kommt sofort zur Sache. Der Rhythmus zielt auf deine Füße, die Melodie trifft dich ins Herz. Die Musik zu hören ist pures Vergnügen. Sie drängt sich nicht auf, umgibt dich ganz einfach.“ \ rm
25.11.
„Tighten Up“ – Northern, Classic & Rare Soul
Mit Lazy, Marko, serious cookin’ und 2w
21 Uhr, Raststätte
Eintritt frei
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