Der Neue Aachener Kunstverein (NAK) ist über die Region hinaus als innovative Plattform für zeitgenössische Kunst und ihre Diskurse bekannt. Seit seiner Gründung 1986 haben zahlreiche Künstlerinnen und Künstler im NAK ausgestellt. Wir haben mit dem Leiter Maurice Funken über den bisherigen Weg und die Pläne für die Zukunft gesprochen.
In seinen Anfängen war der NAK in Ladenlokalen in der Aachener Innenstadt untergebracht, 1988 erhielt er einen festen Ausstellungsraum in der Rudolfstraße. 2001 erwarb der Verein das Gebäude des ehemaligen Grünflächenamtes im Stadtgarten Aachen, wo seitdem über zwei Etagen Ausstellungen mit nationaler und internationaler Kunst gezeigt werden, flankiert von Konzerten und Performances. Die Liste der Künstlerinnen und Künstler, die in den letzten 30 Jahren im NAK ausgestellt haben, ist lang, darunter Hans-Peter Feldmann (1991), Bruce Nauman (1993), Candida Höfer (1994), Wolfgang Tillmans (1999), Lucy McKenzie (2003), Goldin & Senneby (2012), Pola Sieverding (2016), Fischerspooner (2018) und Lars Eidinger (2019) sowie Frankfurter Hauptschule (2022) und zuletzt Jody Korbach (2023).
„Wir machen Ausstellungen für das Publikum, für die Künstlerinnen und Künstler mit ihren jeweiligen Positionen und natürlich auch für uns“, sagt Maurice Funken, der seit 2015 für den NAK tätig ist und seit 2018 als Leiter fungiert. „Die ewige Frage, wieso wir keine beziehungsweise kaum Aachener Künstler zeigen, liegt in unserer Struktur begründet, es ist schlichtweg nicht unsere Aufgabe, denn wir sind – auch bei der Förderung – auf Vielfalt angelegt.“ Der 1979 in Eschweiler geborene Funken hat in Aachen und York Kunstgeschichte, Baugeschichte und Soziologie studiert und beschäftigte sich in seiner Abschlussarbeit mit dem Thema „Der 11. September in Comics“. Mit den von ihm kuratierten Ausstellungen bewies er in den letzten Jahren ein gutes Händchen, auch wenn er dabei immer mal wieder aneckte. „Für ‚1000 Jahre CDU‘ von Jody Korbach, das wir im Rahmen der Zwischennutzung ‚Unser Ebertplatz‘ zeigten, gab es beispielsweise keine Förderung der Kulturstiftung, weil das offenbar zu provokant war“, sagt er und lächelt spitzbübisch, denn sowohl die NAK-Ausstellung von Jody Korbach im letzten Jahr als auch die Schau der Frankfurter Hauptschule sorgten über Aachen hinaus für Aufsehen. Krawall im Rosengarten statt wohlgefälliger Provinzkunst!
Dabei kann der NAK durchaus als Treppchen auf der Karriereleiter fungieren, im Fall der Sprachperformerin Nora Turato, die 2016 ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Aachen zeigte, ging es in der Folgezeit steil bergauf: 2022 stellte sie im Museum of Modern Art in New York aus. Funken betont, dass der Kunstverein nicht nur junge Positionen fördere, sondern immer auf die Inhalte, nicht das Alter schaue. So auch bei Julia Scher, für deren Ausstellung „Delta“ der NAK 2018 eine neue Arbeit wünschte, bevor es für die 1954 geborene US-amerikanische Künstlerin laut Funken im Anschluss richtig losging und sie 2023 die viel beachtete Ausstellung „Hochsicherheitsgesellschaft“ im Museum Abteiberg in Mönchengladbach zeigte.
Auch wenn der NAK sich mit den üblichen Problemen der Kunstbranche – nie genug Geld, unzureichende Personaldecke und zu wenig junges Publikum – konfrontiert sieht, seien Zuschauerzahlen nicht alles. Neben einem verjüngten Vorstand will Funken mit dem NAK-Programm auch ein vielfältigeres Publikum ansprechen. „Kulturelle Angebote funktionieren nur in einer funktionierenden Stadt, alles hat miteinander zu tun – von Kunstausstellung bis zur Clubszene. Deshalb schauen wir auch über den Tellerrand und kooperieren mit anderen Kultureinrichtungen wie dem Kunsthaus NRW oder dem Ludwig Forum und verlagern das Konzert im Begleitprogramm beispielsweise in den Musikbunker“, sagt Funken.
Der Blick in die Zukunft ist vielversprechend: Die nächste Ausstellung von Max Eilbacher/Phillip Sollmann (auch bekannt als Berghain-Resident-DJ Efdemin) wird laut Maurice Funken ziemlich experimentell, da es nur um Klang gehe. Zur Eröffnung und Midissage sind Live-Performances geplant. Für den Herbst steht – vorausgesetzt alle benötigten Genehmigungen werden erteilt – eine Ausstellung des Konzept- und Aktionskünstlers Christian Jankowski an, für deren Begleitprogramm lIka Helmig – Künstlerin und Professorin für Visuelle Konzeption an der FH Aachen sowie Vorstandsmitglied des NAK – verantwortlich zeichnet. (Belinda Petri)
Randnotiz
Gegründet 1986 als spätes Echo auf das legendäre Fluxus-Festival von 1964 ist der NAK mit rund 350 Mitgliedern einer der jüngsten deutschen Kunstvereine. Seit 2001 bespielt er das ehemalige Grünflächenamt im Stadtpark und agiert relativ unabhängig von unmittelbaren ökonomischen und politischen Interessen.
bis 4.2.
„NAK Jahresgaben 1992-2024“
18.2.-24.3.
„Kalkül der Form“ –
Max Eilbacher/Phillip Sollmann
Eröffnung: 17.2., 19 Uhr
Neuer Aachener Kunstverein
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