Wie auch viele Songs, etwa der unglaubliche Einstieg „Art Of Almost“, der mit flirrenden Streicherklängen beginnt, aus denen sich dann wie Phönix aus der Asche Jeff Tweedys Stimme sanft und unaufgeregt erhebt, flankiert von allerlei Lärm, Rockgitarren, Chören und psychedelischen Soli. Zum Ende des Albums zelebrieren Wilco sogar einen Song über zwölf Minuten. Aber „One Sunday Morning“ ist trotz der Länge kein Progrock-Exzess, sondern eine ungewöhnliche Melange aus Minimalmusik und Folk – zauberhaft und hypnotisierend. Zwischen diesen XXL-Songs spielen Wilco einmal mehr ihre Trümpfe in Form von wunderschönen Country-Folk-Balladen, verträumten beatlesken Melodien, lockerem Folk- und raufaserigem Gitarren-Rock sowie leicht schrägem Beatpop aus. Außerdem bleibt Raum für Skurriles wie einen langsamen Country-Walzer und eine beschwingte, von Old-Time-Jazz befeuerte Reise in die 1930er Jahre. Bleibt die Frage, wie es Wilco eigentlich immer wieder schaffen, Platten aufzunehmen, die selbst über eine Länge von 70 Minuten keine Sekunde Langeweile aufkommen lassen? /// Volkard Steinbach
(dBpm/Anti)
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