Seit ungefähr 40 Jahren fotografiert Anton Corbijn berühmte Leute: Schriftsteller, Schauspieler und vor allem Musiker.
Im Vergleich zu den oberflächlichen Aufnahmen der Musik-Helden bestechen Corbijns Fotos jedoch mit ihrer expressiv skulpturalen Schwarzweißästhetik, herausgelösten Präsenz und Authentizität der Porträtierten.
Zu den großartigsten Vermächtnissen Corbijns zählen etwa die vielen Bilder der britischen Band Joy Division um ihren charismatischen Sänger Ian Curtis, denen Corbijn mit „Control“ 2007 ein filmisches Denkmal gesetzt hat.
Eine meiner Lieblingsfotografien der KuK-Sammlung ist Corbijns Arbeit von 1980, die Ian Curtis, hinter der Bühne in sich versunken mit einer Zigarette zeigt – wenige Tage vor seinem Freitod. Es ist eine bemerkenswerte Aufnahme eines fragilen Momentes, des erschöpfen und verzweifelten Ian Curtis, ohne Voyeurismus und ohne verherrlichende Posen des Musik-Idols.
Hier offenbart sich die raffiniert, perfide Macht der Fotografie, deren Gegenwart zugleich immer die vollendete Vergangenheit und manchmal eben auch die Zukunft ist. Oder um es mit einem Zitat von Roland Barthes zu sagen: „Er IST tot und er WIRD sterben.“
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