Weshalb fassen Menschen gute Vorsätze und woran liegt es, dass diese oft nur kurz überleben?
Das neue Jahr bietet sich als Zäsur an, um neue Vorsätze zu fassen.
Ich empfinde es als eine schöne Angewohnheit, Bilanz zu ziehen und gleichzeitig nach vorn zu schauen.
Viele Menschen starten aber zu ehrgeizig ins neue Jahr und nehmen sich zu viel vor. Man sollte sich klare und konkrete Ziele setzen.
Das haben Sie getan und mit „Neuland“ nun ein Buch darüber geschrieben. Dort geht es allerdings um einen kompletten Neubeginn
Die Lebensmitte ist ein Zeitpunkt, an dem man hinter etliche Punkte auf der To-do-Liste des Lebens ein Häkchen gemacht hat: Ausbildung, Job, Kinder und eine Partnerschaft.
Plötzlich entstehen Freiräume, die man mit eigenen Ideen füllen mag.
Das kann einen ganz schon nervös machen und man fragt sich: „War es das jetzt oder drehe ich noch ein paar Pirouetten? Wandere ich aus? Oder lege ich mir wenigstens eine neue Haarfarbe zu?“
Wie erklärt man denn dem Freundeskreis, dass man fortan auf Alkohol verzichtet?
Alkohol ist eine total akzeptierte, ja fast verlangte Droge.
In den ersten Monaten gab es tatsächlich ärgerliche Unterstellungen, wie langweilig ich doch geworden sei.
Dabei erkennt man gerade als nüchterner Mensch, dass der Betrunkene keinesfalls so lustig ist, wie er es denkt.
Wie groß war denn dieser innere Kampf, sich selbst in den Weg zu stellen?
Sehr groß! Ohne Koketterie: Ich bin total gemütlich, faul und feige. Bei vielen Herausforderungen muss ich mich sehr überwinden; viele Dinge, die ich im Buch beschreibe, hätte ich nicht geschafft, wenn nicht eben ein Projekt dahinter gestanden hätte.
Das hat mir die Disziplin sehr erleichtert. Leider gehe ich gerne den Weg des geringsten Widerstandes.
Als Person des öffentlichen Lebens -sicher nicht einfach …
Ich habe riesengroßes Lampenfieber – ist der Auftritt jedoch gelungen, bin ich natürlich doppelt-stolz.
Mittlerweile schaffe ich es, den Preis der Angst anzunehmen, um mir später sagen zu können, dass ich etwas gewagt habe.
Inwiefern möchten Sie Ihren weiblichen Lesern Mut machen, ebenfalls aus sich herauszugehen?
Ich erlebe es leider oft, dass Frauen keinen Zugang zu ihren natürlichen Aggressionen und ihrer Wut haben und der Energie, die damit verbunden ist.
Diese Schüchternheit tut mir dann leid, weil dahinter Potentiale brachliegen.
Die möchte ich rütteln und anschreien: „Hau mal auf den Tisch! Tritt eine Tür ein! Zeig Dich mal in voller Schönheit!“
Sie haben auch das Hospiz Haus Hörn in Aachen besucht. Was lernt man an solch einem Ort über Prioritäten im Leben?
Das war ein sehr eindringlicher Besuch in diesem wunderbaren Haus. Ich hatte mir erhofft, nach den Tagen und Nächten dort, das Leben mehr schätzen zu können und weniger Angst vor dem Sterben zu haben.
Fröhlich habe ich diesen Ort jedoch nicht verlassen – der Tod und ich, wir werden in diesem Leben keine Freunde mehr.
Ich bewundere die Schwestern, die im Haus Hörn arbeiten und viele Menschen in den Tod begleiten.
Sie haben noch andere Grenzen ausgelotet – bis hin zu körperlichen Veränderungen …
Ich habe ordentlich abgenommen, mir Botox spritzen lassen und mich in eine langhaarige Blondine verwandelt. Eine faszinierende Reise in das Land der Frauen, die gefallen möchten.
Ich habe eine dramatische Autoaggression entwickelt, weil ich mich nicht mehr wiedererkannte und schmerzliches Heimweh nach mir selbst bekam. Mir gefielen die Signale nicht, die ich plötzlich aussendete.
Auf welche Signale darf man sich denn am 19. Februar im Eurogress freuen?
Das wird eine richtig tolle Show mit Gesang, Kostümen und Helene Fischer kommt auch auf ein Liedchen vorbei.
Ich lese mit dem phantastischen Uwe Brandt. Gemeinsam starten wir auf der Bühne eine Fastenkur, begeben uns in ein Wildnis-Camp und es gibt ein Wiedersehen mit der faltenfreien Blondine.
Wenn ich nur nicht so ein schlimmes Lampenfieber hätte! \ rt
WEITEREMPFEHLEN