Im Mittelpunkt des Geschehens stehen der jüdische Max Salomon und Reinhold Münzenberg. Beide spielen für Alemannia zu jener Zeit – der eine muss gezwungenermaßen ausscheiden, der andere folgt dem Regime. Die Biografien der zwei Fußballspieler sind ein Beispiel für die Auswirkungen der nationalsozialistischen Politik auf den Sport. Zur Buchvorstellung zeigte das Internationale Zeitungsmuseum Aachen Anfang März eine begleitende Ausstellung mit Collagen und historischen Fußballschuhen eines einflussreichen Stücks Sportgeschichte. Als Geschichtsprofessor und Leiter des Stadtarchivs haben Rohrkamp und Deloie den nötigen Hintergrund, um sich dem Thema fundiert zu nähern.
Dass beide Vereinsmitglieder sind, kommt dem Buch inhaltlich zugute. Mit dieser Ausgangsbasis lässt sich Öcher Sportära glaubhaft niederschreiben. Die Studie beginnt mit dem Gründungsjahr 1900 und beschreibt den langsamen Weg hinein in das düstere Kapitel des 20. Jahrhunderts, in dem die NSDAP die Führung übernahm. Max Salomons Spur verliert sich 1942 auf dem Weg zu einem Arbeitseinsatzes ins KZ Auschwitz, nachdem er als vormals gefeierter Fußballstar später viel Häme und Schikane über sich ergehen lassen musste.
Aus vermutlich niederen Beweggründen gesteuert, trat der ehemalige Nationalspieler und WM-Dritter Reinhold Münzenberg im Laufe der damaligen Ereignisse der NSDAP und der SA bei. Der radikale Bruch mit den jüdischen Spielern des Schwarz-Gelben Vereins fand bereits im Frühjahr 1933 statt. Viele andere verknüpfte Schicksale und interne Handlungen des FC Alemannia werden in dem gesammelten Repertoire der Autoren aufgearbeitet. Zeitzeugen zu finden, die damals bei Alemannia spielten, war nicht möglich.
Zahlreiche Fotografien und akribische Studien lieferten dennoch die gewünschten Antworten auf viele offene Fragen. Anfangs bürgerlich geprägt, passte sich die Alemannia widerspruchslos dem den unaufhaltsamen Machtwechsel an und übergab in diesem Zug zu Anfang der 1930er Jahre einem NSDAP-Mitglied die Führung. Von da an veränderte sich alles. Wie Sportgeschichte greifbar und verständlich gemacht werden kann, beweist das Historikerteam allemal. „Und Salomon spielt längst nicht mehr …“ ist ein Mittel gegen das Vergessen und ein Weg zum Verstehen – nicht nur für Fans des Vereins. \ tgo
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