Unter den 17 ausgewählten Spitzenstücken liturgischer Geräte und sakraler Schmuckobjekte rangieren Aachener Pretiosen weit vorn. Aus dem Besitz des Aachener Marienstiftes wurden die mit Perlen reich eingefasste Chormantelschließe und eine Marienstatuette mit Stifterfigur ausgeliehen. Aus Kornelimünster fand sogar die selten reisende Korneliusbüste den Weg an ihren mutmaßlichen Entstehungsort. Kaum so bald wird man die Werke wieder in dieser Zusammenschau betrachten können.
Köln war im 14. Jahrhundert mit seiner Großbaustelle Kölner Dom auch ein bedeutendes Zentrum der Goldschmiedekunst Mitteleuropas, wovon noch heute Reliquienkreuze in Solingen-Gräfrath oder prächtige Monstranzen in Ratingen und Düsseldorf-Gerresheim beredtes Zeugnis ablegen. Diese Orte haben längst ihren einst bedeutenden Klang eingebüßt, den sie innerhalb einer dichten mittelalterlichen Sakraltopographie besaßen und lange wahrten. Das annähernd mannshohe Schwert des Hl. Vitus auf einer Vierpassplakette aus dem niederrheinischen Stift Hochelten, ein Schmuckstück, das ebenfalls zum Befestigen des Chormantels diente, dürfte noch heute als machtvolles Zeichen an vergangene Herrschaftsformen zu erinnern vermögen. Dem filigranen, von blauem Email hinterfangenen Verkündigungsrelief der Chormantelschließe aus Aachen steht dasjenige der zeitgleich entstandenen Paxtafel aus St. Johann Baptist in Köln zur Seite. Noch enger ist der Motivbezug der ersteren zu den Marmorfiguren am Hochaltar im benachbarten Domchor vor dem Dreikönigenschrein. Auf der Aachener Schließe hat der Stiftskanoniker Heimbach sein Wappen unterhalb der Statuetten der Hll. Christophorus und Kornelius anbringen lassen. In einer Reihe mit den Heiligenfigürchen kniet auch der betende Stifter, den Blick auf die vom Heiligen Geist umschattete Herrenmagd gerichtet, die zugleich die Patronin der Aachener Münsterkirche ist.
Den 1178 gestifteten Vorsängerstab im Kölner Domschatz bekrönt ebenfalls Maria, hier als Madonna mit Kind und den auf die Gottesmutter verweisenden Magiern, für deren Reliquien man 1248 den Kathedralbau begann. Der Stab wurde um 1240 mit einen dreiteiligen Aufsatz versehen, den man schließlich Mitte des 14. Jahrhunderts um die Figurengruppe ergänzte. Der säkulare Betrachter zollt sowohl der Feinheit der Ausführung und Perfektion der Techniken, als auch dem Einklang der kostbaren Materialien gerne höchste Anerkennung. Nicht zuletzt aber scheint gerade das exemplarische Bewahren des Alten bei Bereicherung durch Neues als Zeugnis eines annähernd geschlossenen Weltbildes seinen besonderen Reiz auf unsere Gegenwart auszustrahlen.
Text: Christoph Claser
Bild: Dombauarchiv Köln
bis 3.4.
Verborgene Schätze. Meisterwerke gotischer Goldschmiedekunst
Domschatzkammer, Köln
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