Silvie Macias Diaz (*1968) stellt die Situation der (Haus-)Frau subtil mit Mitteln der Werbewirtschaft, mit Displays und Aufklebern dar. Basierend auf einem Einrichtungs- und Modestil der 50er Jahre zeichnet sie mondänlaszive Frauenfiguren (Begehrenswertstyling) oder nutzt Einrichtungsfotos, um sie mit Figurensegmenten zu überkleben, die die Wirklichkeitsdiskrepanz bürgerlicher Wohnträume zeigen. In ironischem Konstruktivismus arrangiert sie graphische Module von zeitgenössischen Küchenzeilen in immer neuen Farben, und Oberflächenvarianten, die aus Sicht der Werbung die Individualität solcher Interieurmodule ausmachen sollen. Dazu passen Wohnsilos aus Gemüsekisten. Deprimierende Modernistik von Stegreiflebensräumen voller Rollenbildtraditionalismen.
Der Antwerpenerin Tinka Pittoors Landschaften, als übertragener Wettstreit zwischen Interessen des Menschen und der Natur gesehen, bestehen aus Gemäldearrangements, die graphischen Aufsichten ähneln und sonst im wesentlichen aus Installationen, die in Materialmetaphern und spielerischen Objektbildungen ein Ringen von widerstrebenden Kräften versinnbildlichen: Grellbunt, laut und heiter bevölkern sie in Inseln den Eingangsraum, sind aber als Gesamtinstallation gedacht. Allen wohnt je eine Netzwerkstruktur als Gerüst inne, seien es Molekülketten, Wegeraster, Verästelungen oder verbundene Holzmodule. Der malerische Komplex atmet Provisorik, Disfunktionalität und Irritation: Klebebänder und Gurte stabilisieren Gemälde, die Füllung von Farbdosen ist nur gemalt, Rollwagen sind durch unmotivierte Schwerkraft verbogen oder Mikado-Arrangements von Stangen bleiben instabil. Abgekoppelte Lichtinstallationen verstärken die Künstlichkeit dieser Welt aus eigenständigen Farben, Formen und Lichtern, die sich zu organisiert verstörender Fröhlichkeit vereinen. Protoutopische Happen arrangierter Formphantasien. Vielleicht auch ironische Utopie-Brechung aufgeblasener Modelllandschaften und hochtrabender Werbedisplayversprechungen. /// dito
bis 28.10.
Silvie Macias Diaz – „Displays“
und Tinka Pittoors – „Retroactive continuity“
IKOB Museum für zeitgenössische Kunst
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