Mip San, Herr Mispelbaum, nennen ihn seine japanischen Freunde aus der Zeit in Düsseldorf. Dort hat sich Hermann Josef Mispelbaum 1971-78 nach einem Meisterbrief im Malerhandwerk und einem Studium an der Werkkunstschule Aachen in Malerei und Zeichnung bei Ernst Wille in der Akademie als Meisterschüler und Assistent bei Rupprecht Geiger weitergebildet. Er unterrichtete nach dem Rauswurf von Josef Beuys dessen Klasse weiter. Als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Vokes und Villa Romana-Preiträger 1990 war er würdig, weil er seit 1977 freischaffend, stetig mit der Zeichnung gerungen und einen höchst eigenen Weg dabei beschritten hat.
Fasziniert von Francis Bacon und die Themen Erde und Mensch skeptisch leidvoll im Blick behaltend und daher figurativ, versucht er der Skizze eine Eigenständigkeit zu bewahren und nicht nur eine Vorzeichnung darin zu sehen, sondern einen unwiederholbaren spontanen Einfall. Entsprechend schneidet er gelungene Linien aus und bearbeitet sie auf anderem Untergrund weiter, durchmischt mit Malerei. Seine Farbe ist Grau, bzw. Schwarz, wenn auch nicht ausschließlich. In der Malerei einen skizzenhaften Charakter zu bewahren, war lange eine Herausforderung.
Seit einiger Zeit geht er mit seinen informellen Objektcollagen auch den Versuch an, die Plastik ins Skizzenhafte zu erweitern. Die Alltäglichkeit der Gegenstände, die er phantasievoll pfiffig zu Figurationen mit Gips kombiniert, werden als Oberflächen genutzt, um Zeichnung und Malerei dort wie eine Haut zu applizieren. Sinnreiche Titel zeugen vom schelmisch verwundeten Humor und von einer Tiefe, die diesen profanen Objekten Zeitgenossenschaft jenseits medialen Hochglanzes verleihen. In seinen Arbeiten fehlt jede dekorative Note, jede Anbiederung an Kunstmarktmoden, jede Form von Illusion und Illustration. Er betont mit radikaler Ehrlichkeit und Disziplin psychische Zustände, die eingespannte und ausglieferte Kreatur. Verunklärung, Reduktion, Spontaneität und die spannungtragenden Linien, die in eingepferchten und verbretterten Räumen Seelenhaftes umreissen, sind seine Kennzeichen. Ein Vollblutkünstler, der die empfundene Welt kommentiert. \ dito
31.8.-29.9., Eröffnung 31.8., 18 Uhr
Hermann Josef Mispelbaum – „mip san“.
Kulturwerk Aachen
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