A Match Made in Heaven. Wer sich auch nur für 5 Cent für etwas avanciertere Popmusik interessiert, dem dürfte die bestens eingespielte Rhythmsection Sly Dunbar (Drums) und Robbie Shakespeare (Bass), bekannt auch als The Riddim Twins, früher oder später über den Weg gelaufen sein. Man muss gar nicht einmal ein ausgemachter Reggae-Fan sein, man kann sich den beiden auch über einschlägige Platten von Grace Jones, Bob Dylan, Carly Simon oder Bill Laswell nähern.
Der norwegische Trompeter Nils Petter Molvaer seinerseits wählte aus den geschätzt 200 000 Tracks, die Sly & Robbie auf den Weg gebracht haben sollen, die Roots Reggae-Ikonen Black Uhuru als Einstiegsdroge. Umgekehrt aber haben auch Sly und Robbie die mal druckvollen, mal ambienten Grooves des norwegischen Melancholikers durchaus registriert und schätzen gelernt. Trotzdem führte erst ein Zufall zur einer Face-to-face-Begegnung der Musiker, die dann 2015 so vielsprechend ausfiel, dass man zum Kennenlernen und Warmspielen gleich einmal eine kleine Tour durch Europa buchte.
Die Konzerte des um die Gitarristen Eivind Aarset und dem Live-Remixer Vladislav Delay erweiterten Trios waren interessant, aber hatten in Sachen Intensität durchaus Luft nach oben. Aber die Musiker ließen sich davon nicht beirren, sondern spielten „Nordub“ ein: Zehn Tracks, die auf ambitionierte und stets aufs Neue überraschende Weise eine stimmige Schwebe zwischen mal druckvollen, mal hyper-ausgecheckten Riddims und Molvaers mal sehnsüchtigen, mal verfremdeten Trompetensounds halten.
Entscheidenden Anteil daran haben die atmosphärischen Soundwolken und elektronischen Bearbeitungen, die Aarset und Delay beisteuern, die immer besten Fall dazu führen, dass das handfeste Ausgangsmaterial sich zu einer Sound-Melange vermischt, die keinen identifizierbaren ,Autor’ mehr kennt. Ist es die Gitarre? Oder doch die Trompete? Oder Delay? Und auf „Norwegian Sword Fish“ zieht man ziemlich funky den Hut vor der „Fourth World Music“ Jon Hassells. Saubere Arbeit!
UK
Molvaer und Sly & Robbie treten am 18.7. im Aachener Musikbunker auf.
(Okeh/Sony Music)
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