Von Sebastian Dreher
Kunst mögen ist eine Sache, Künstler oder Künstlerin sein eine ganz andere. Die Erfahrung hat auch Nadya Bascha gemacht. Die geborene Marburgerin hat irgendwann die Einsicht gewonnen, dass das Leben einer bildenden Künstlerin nicht ihre Bestimmung ist. Und dass sie vielleicht auch nicht das Zeug dazu hat – auf jeden Fall war das ihre Einschätzung ihres Talents.
Trotzdem wollte sie ihr Leben der Kunst widmen, die Zusammenhänge erfassen, den „Dingen auf den Grund gehen“, wie sie sagt. Also fing sie an, an der Marburger Uni Kunstgeschichte zu studieren. „Das Studium hat mich sofort gepackt“, erinnert sie sich. „Geschichte, Symbolik, Psychologie – in Kunstwerken lassen sich so viele verschiedene Bereiche erkennen.“
Lieblingsort: Hangeweiher
Ihrem Freund folgte sie nach Aachen, studierte an der RWTH weiter. Als die gemeinsame Tochter geboren wurde, nahm sie sich vom Studium eine Kinderpause. In dieser Zeit hat sie die Domstadt so richtig lieben gelernt: Ein Lieblingsort war der Hangeweiher, hier ging sie mit dem Kinderwagen spazieren, beobachtete von einer Bank aus die Wasservögel und genoss die Ruhe und den Blick aufs Wasser. „Im Winter kommen sogar Möwen an den See – da fühlt man sich ein bisschen, als wäre man am Meer.“
2005 gründete sie zusammen mit Anja Goslar im Jakobsviertel die Galerie „Kunstpalast“. „Wir haben uns auf lokale Künstler konzentriert“, sagt Bascha. „Die waren zu der Zeit in Aachen zu wenig repräsentiert, wie wir fanden.“ Zu dem offenen Konzept des „Kunstpalasts“ gehörten neben Ausstellungen auch Lesungen, Filmvorführungen und Versteigerungen.
Atelierhaus Aachen
Doch kaum anderthalb Jahre später nahm das Leben wieder eine unerwartete Wendung. „Im Atelierhaus Aachen wurde die Stelle der Geschäftsführung frei“, sagt sie. „Die Künstler kannten mich und trauten mir die Aufgabe zu.“ Sie selbst auch, deshalb fiel die Entscheidung schnell – sie war bereit, Neues zu wagen. „Plötzlich hatte ich Verantwortung, war nicht mehr eigenständig.“
Auch wenn sie nervös war wegen der neuen Situation, merkte sie doch bald, dass sie wieder die richtige Entscheidung getroffen hatte. „Die Arbeit mit den Künstlern, die vielfältige Aufgaben und teilweise interkulturellen und grenzüberschreitenden Projekte – ein Traumjob“, so beschreibt sie es heute.
Und ihre eigene Kunst? „Liegt brach“, gesteht Bascha. „Meine letzte Ausstellung war noch zu ,Kunstpalast‘-Zeiten.“ Wenn die Chefin eines Kunsthauses selbst ausstellt, werde die Latte hoch angelegt, wie sie glaubt. „Vielleicht stelle ich mal unter einem Künstlerpseudonym aus, wer weiß.“
Ihre Tochter zeige mit ihren 17 Jahren allerdings ein großes Talent im Bereich Fotografie. „Obwohl ich sie früher in jede Ausstellung geschleppt habe“, lacht Bascha. Ob sie möchte, dass ihre Tochter Künstlerin wird, darüber hat sie eine zwiespältige Meinung – ausschlaggebend sei, was die Tochter möchte.
Dom-Fan und Karnevalistin
Insgesamt scheint das Aachener Umfeld langsam auf die gebürtige Hessin abzufärben. Sie nennt sich selbst einen Dom-Fan und genießt jeden Besuch der Kirche. Als sie vor einigen Jahren während der Restaurierungsarbeiten auf den Gerüsten bis unter das Kuppelmosaik klettern konnte, war dies ein sehr ergreifender Moment für sie.
Es gibt allerdings auch eine Seite an Nadya Bascha, die nicht zu dem künstlerischen Image passt. „Ich kann mich für Karneval begeistern“, gibt sie zu. „In jeder Session feiere ich mindestens einen Abend lang – dann allerdings in Köln.“
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