Das ehemalige Theater K in der Bastei bietet einen traurigen Anblick. Leere Räume mit blinden Fenstern, aufgeschlagene Wände, zusammengeknüllte Papiertüten unter zentimeterdickem Staub. „Als wir angefangen haben, 1995, sah hier alles noch viel schlimmer aus“, erinnert sich Mona Creutzer, die die Geschicke des freien Theaters zusammen mit Annette Schmidt und Jochen Deuticke seit Jahren lenkt. „Hier mussten wir erst mal richtig anpacken.“
Im späteren Foyer Rouge campierten zu dieser Zeit noch Obdachlose. Auf das erste Stück bereitete sich das junge Ensemble zwischen Farbeimern und Umzugskartons vor.
Der Start des Theater K war für die Lokalität an der Ecke Krefelder Straße und Ludwigsallee ein wahrer Kulturschock. Denn bevor hier Shakespeare, Camus und Jelinek Einzug hielten, schallte Schlagermusik und Gläsergeklirr durch die Räume. „Hier waren vorher bereits eine Diskothek, eine Striptease-Bar und ein Ausflugslokal untergebracht“, so Creutzer. Besonders die knallrote Noppenwand im 50er-Jahre-Stil ist ihr in Erinnerung geblieben.
Kunst zum Beruf machen
Geboren wurde Mona Creutzer in Aachen, auch zur Schule ging sie hier. Nach dem Abi konnte sie endlich das tun, was sie wirklich wollte: Schauspielerin werden. Dazu ging sie nach Oslo – Sprachschwierigkeiten hatte sie nicht, immerhin ist sie halbe Norwegerin. Bereits ihre Mutter war ein Bühnenmensch, hat Oper und Gesang studiert. „Sie hat das leider nie beruflich ausgeübt.“ Die Tochter hingegen wollte die Kunst zu ihrem Beruf machen.
Als sie mit der Ausbildung fertig war, begann eine schwere Zeit. Fragen plagten sie: Wo ist mein Platz in der Welt? Darf ich mich nun wirklich als Schauspielerin bezeichnen? Sie pendelte zwischen Deutschland und Norwegen hin und her. Über einen befreundeten Schauspieler, der am Aachener Stadttheater engagiert war, kam Creutzer auch in Deutschland in die Szene.
Damals lernte sie auch Annette Schmidt und Jochen Deuticke kennen. 1985 wurde die freie Theatergruppe gegründet, aus der später das Theater K wurde – das „K“ steht für Kunst, Kultur und Kommunikation. „Ein freies Theater gab es zu der Zeit in Aachen nicht.“ Für Creutzer erschien diese Möglichkeit als der ersehnte Fingerzeig: Zieh das durch!
In der Rudolfstraße fand sich eine Spielstätte für die Truppe. Der Kulturbetrieb der Stadt traute dem frischen Wind für die Aachener Theaterszene allerdings nicht viel zu. Man betrachtete das Theater K, auch wegen seines hohen Anspruches, zu Beginn skeptisch.
Kann man davon leben?
Bis heute kann Creutzer in den Augen vieler Leute die Fragen erkennen: Macht ihr das professionell? Kann man davon leben? „Natürlich kann man das“, weiß sie heute. Aber reich im konservativen Sinn mit Vermögen und dicker Rente – das wird man nicht. Doch für Creutzer stand die Bühnen-arbeit immer an erster Stelle. Deswegen hat sie sich auch für ein Leben ohne Kinder entschieden – all ihre Liebe galt und gilt dem Theater.
Den Auszug aus der Bastei 2014 sieht Creutzer nicht so negativ wie viele andere. Vielmehr als einen weiteren Schritt im Prozess. „Vielleicht war es gut so, Bewegung hält schließlich lebendig, stärkt die Ideenkraft.“ Momentan hat das Theater K am Strüverweg ein Büro, Spielstätten finden sich nahezu überall: im Ludwig Forum, im Neuen Aachener Kunstverein, in der Salvatorkiche.
Und doch sehnt sich die Theatermacherin mittlerweile nach etwas mehr Ordnung. „Ein neuer Ort, an dem wir bleiben können – das wäre doch sehr schön.“ \ Sebastian Dreher
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