Laut Statistischem Bundesamt kommen in Deutschland auf 1.000 Einwohner 502 Autos – das heißt: jeder zweite Bundesbürger hat eins, Tendenz steigend. Im europäischen Vergleich bedeutet das zwar nur Platz 10 (Spitzenreiter sind Monaco, Luxemburg und Italien), doch für Verkehrschaos in den Innenstädten, Lärm und hohe Feinstaubbelastung reicht es.
Wie viele Kommunen versucht auch die Stadt Aachen durch vielfältige Maßnahmen, ihre Bürger weg vom privaten PKW und in den Öffentlichen Personennahverkehr, aufs Fahrrad oder einfach nur auf die Beine zu bringen. Zusätzlich wird das Thema Elektromobilität für die Region immer wichtiger. Langfristig gesehen hätten alle einen Nutzen vom allgemeinen Umdenken: weniger Benzinkosten, Entlastung der Umwelt und persönliche Gesundheit.
Kommt die Campusbahn?
Sollte 2019 die „Campusbahn“ in Betrieb gehen, würde nach 45 Jahren erstmalig wieder eine Straßenbahn durch Aachen fahren. Vom Uni-Klinikum bis nach Brand könne dann in einer Tour gefahren werden, so sieht es das Einstiegskonzept des Großprojektes vor. Momentan erstellt ein Ingenieursbüro eine Kosten-Nutzen-Analyse, es folgt ein Planfeststellungsverfahren, während aller Planungsschritte sollen die Bürger umfassend informiert werden. Die Kosten schätzen Experten momentan auf rund 170 Millionen Euro.
Um genau zu wissen, wer wann und wie mit was für einem Verkehrsmittel fährt, wurde 2011 eine Mobilitätserhebung in Auftrag gegeben. 66 Prozent der Befragten gaben an, ein KFZ oder sogar mehrere zu besitzen – Aachen liegt also ganz im innerdeutschen Trend. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass ein Drittel der Bürger mehrmals in der Woche mit Bus und Bahn fährt und dafür durchschnittlich 13 Euro ausgibt.
Die Stadt versucht, diesen Wert unter anderem mit dem Zuschussprogramm „T-steigt-um“ zu steigern. Berufspendler, deren Arbeitsplatz in einer Gegend mit Bewohnerparkzonen liegen, haben es in der Regel schwer, jeden Morgen einen Parkplatz zu finden. Diese Beschäftigten können nach ihrem Umstieg auf Bus und Bahn einige Zeit kostenlos fahren. Zusätzlich zu anderen Vergünstigungen wird der Kauf eines Pedelecs mit bis zu 200 Euro bezuschusst. „Derjenige muss nur mit der Quittung zu mir kommen“, sagt Dr. Armin Langweg vom Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen. „Nach Prüfung bekommt er dann das Geld zurückerstattet.“
Das Fahrrad als Alternative
Bei der Mobilitätserhebung lag ein Schwerpunkt im Bereich Fahrrad. Es stellte sich heraus, dass nur knapp die Hälfte der Befragten im Aachener Stadtgebiet über eine sichere Abstellmöglichkeit verfügt. Weniger als ein Drittel halten das Aachener Stadtgebiet für fahrradgeeignet – ein Wert, der den „Maßnahmenplan Radverkehr“ auf den Weg gebracht hat.
„Der Plan betrifft die Radverkehrsinfrastruktur“, erklärt Langweg. „Die Hauptverkehrsstraßen werden mit Schutzstreifen am Fahrbahnrand versehen.“ Bereits seit einigen Jahren versucht die Stadt, den Radverkehr zu fördern. Eine Radstation wurde eröffnet, 13 Bike-and-Ride-Anlagen installiert und ein Großteil der Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung freigegeben. Mit Aktionen wie dem Aachener Fahrradsommer, dem Fahrradtag und dem Programm „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ (siehe Seite 30) wird werbewirksam für das Zweirad getrommelt.
Was bringt die Zukunft
Noch sind Elektrofahrzeuge für den Endverbraucher zu teuer. Doch die Erfahrung von Carsharing-Unternehmen mit Elektroautos sind vielversprechend. Die Stadt Aachen möchte mit der Erweiterung des Campusgeländes, der möglichen Campusbahn, der Einrichtung des Spielstraßen-ähnlichen Verkehrsberuhigung „Shared Space“ um das SuperC herum und der Entwicklung eines serienfähigen Elektro-Mobils weitreichende Projekte ins Rollen bringen. Es wird sich zeigen, ob sie sich damit vor dem Hintergrund steigender Energiekosten und einem fortschreitenden Klimawandel gut für die Zukunft rüsten kann. /// Sebastian Dreher
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