„Als ich den Ritter das erste Mal getroffen hab, war ich eines Ritters sehr bedürftig“, beschreibt Judith Holofernes ihre erste Begegnung mit dem Fabelwesen „Ritter Rost“ in einem Videoclip. „Da hatte ich schon drei Jahre schreckliche Kindermusik hinter mir.“
Holofernes, Frontfrau der deutschen Erfolgsband Wir sind Helden und Mutter zweier Kinder, hat für den letzten Band der beliebten Kinderbuchreihe die „Zauberfee“ gesprochen. Und natürlich gesungen, denn die fantastisch-absurden Geschichten um den kleinen Schrottsoldaten, der mit dem Drachen „Koks“ und dem Burgfräulein „Bö“ durch sein „Schrottland“ wandelt, sind als Kinderbuch-Musical angelegt.
Anspruchsvolle Musik – auch für Erwachsene
„Total bescheuert und sehr viel Herz“ attestiert die Popmusikerin den Geschichten aus der Feder des Autoren Jörg Hilbert, der von dem Aachener Musiker und Komponisten Felix Janosa kongeniale Unterstützung erhält. Seit 1994 produzieren die beiden RR-Bilderbücher, RR-Hörspiele, RR-Wimmelbücher, RR-Kochbücher, RR-Englisch-Lernbücher und vieles mehr.
Der Erfolg der Reihe ist unter anderem dadurch zu erklären, dass sich auch die Erwachsenen an der anspruchsvoll-verspielten Musik und den vielfältigen Figuren erfreuen können. „Eine Mutter hat mir mal einen Brief geschrieben“, sagt Jörg Hilbert. „Die Musik aus Ritter Rost sei die einzige Kindermusik, die sie nicht ausmacht, wenn die Kinder eingeschlafen sind.“ So etwas hören Autor und Komponist natürlich gerne.
500 Schulaufführungen im Jahr
Und pädagogisch wertvoll scheint der gute Ritter auch zu sein. Über 500 Mal jährlich werden Ritter-Rost-Bücher von deutschen Schulklassen aufgeführt. Nicht ohne Grund bilden die Hauptfiguren Ritter, Burgfräulein und Drache die Eckpfeiler Vater, Mutter, Kind einer klassischen, modernen Kleinfamilie.
„Der Ritter ist trottelig, aber von sich eingenommen und hat seine Tricks“, erklärt Janosa. „Das Fräulein ist anstrengend und emanzipiert und der Drache hat alle Freiheiten, ist eigentlich missraten, aber gutmütig.“ Darüber hinaus tauchen in den Geschichten Werwölfe auf, Bauchredner, Dinosaurier, Monster, Hexen und sonstiges Getier.
„Ritter Rost und die Zauberfee“ mit Rekord-Absatz
Seit Anfang des Jahres ist der Ritter beim Carlsen Verlag angesiedelt. „Nach dem Band ‘Ritter Rost wird krank’, den wir als unseren künstlerischen Höhepunkt betrachten, waren wir leider finanziell am Ende“, erinnert sich Janosa. „Für uns ist es fantastisch, jetzt bei einem größeren Verlag zu sein, der uns trotzdem alle Freiheiten lässt.“
Der zuletzt erschienene Band „Ritter Rost und die Zauberfee“ hat sich über 10.000 Mal verkauft – ein Rekord. Im Aachener Tonstudio von Alex Jacobi laufen soeben die Produktionen für „RR und das Haustier“, im Frühjahr soll das Buch erscheinen.
TV-Serie in Planung
Eine weitere Folge des Verlagswechsels ist jedoch, dass der für den Herbst 2012 geplante Kinofilm nicht mehr in Hilberts und Janosas Händen liegt. „Es sollte eine internationale, englischsprachige Version werden“, sagt Janosa. „Außerdem wird es ein reiner Animationsfilm, ohne Musik, dafür in 3D.“
Für die deutschsprachige Fassung sind TV-Stars wir Christoph Maria Herbst, Carolin Kebekus und Tom Gerhardt verpflichtet worden. Für das nächste Jahr ist ebenfalls ein Serienformat fürs Fernsehen geplant, 13-minütige Clips. Hilbert und Janosa haben auch ohne diese Aufträge genug zu tun, sie müssen regelmäßig neue Bände produzieren, jedes Jahr einen, plus die dazugehörigen Extras wie Wimmelbücher etc. Eins möchten Janosa und Hilbert allerdings klarstellen: „Wir sind das Original!“ /// SD+ME
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