Da hat Hans von Aachen gut Lachen und das Suermondt-Ludwig-Museum darf ebenso doppelt froh sein, mit der von Dr. Thomas Fusenig kuratierten Ausstellung ein internationales Künstlerpfund vor Ort gezogen zu haben, weil glückliche Familienbindungen den eigentlich in Köln geborenen Künstler namentlich mit dieser Stadt verbinden. Als hätten er und seine erstmals umfängliche Neusichtung darauf gewartet.
Man darf es als ein Zeichen des gewachsenen Europas werten und dem (gewünschten) Schwinden der Nationalismen zurechnen, dass ein europäischer Wanderkünstler wie Hans von Aachen mit neuem Verständnis gewürdigt werden kann, weil seine Leistung eine des Vermittelns und kombinatorischen Adaptierens ist. Zwischen München, Italien und dem Prager Hof; Porträt, Genre und religiöser Auftragsmalerei und Stich, Zeichnung und Gemälde hat Hans von Aachen ein vielschichtiges aufgabenorientiertes Werk geschaffen. Die Öffnung Europas hat es ermöglicht, dass die Staatspräsidenten von Deutschland, Österreich und Tschechien, diese in Aachen, Prag und Wien gezeigte Wanderausstellung als Schirmherren so (ost-west)entspannt begleiten, wie das frohgemute vermutliche Doppelporträt von Hans von Aachen erscheint. Geadelter Künstlerdiplomat und Bildberichterstatter, der den Höfen Kunde von sittsamen Frauen, gestandenen Männern und gelegenen Internas brachte, mit einer steifen Noblesse, die durch nordeuropäischen Realismus menschliche Noten anzunehmen beginnt und Muster psychologisierender Emotionalität einübt, die aus heutiger Sicht entgleitend überzogen erscheinen mögen, aber der sinnlichen Empfindung der Porträtierten als verbildlichte Darstellungsmodi zum Durchbruch verhalfen. Zwischen Indivuum und Idealtyp entsteht so ein Psychogramm der Mimiken, das noch zwischen Schmunzeln, Lachen, Grinsen, Höhnen und Lallen herumeiert, aber das Tor zu einer differenzierten Nachahmung des adäquaten Gefühlsausdrucks der vielfältigen Sinnlichkeit öffnet. Von gegenreformatorischer Erweckungsstrenge befangen, selbstgewiss höfisch und aufgeschlossen protowissenschaftlich neugierig, reifte eine friedliebende Hofkultur unter Rudolf II, die unter machtpolitischen Gesichtspunkten von Eroberung und Landgewinn, wie sie allzulange herrschten, als verfehlt und fruchtlos erscheinen musste, deren reiche Errungenschaften als auch schmeichelhaft hofierenden Prachtwerke heute aber das bereinigte Manierismusbild und die Touristenströme bestimmt. Strömen auch Sie und lassen Sie die hochkarätige Könnerschaft des Pinselduktus und der Feder in farblicher Wucht und sinnlicher Lineatur auf sich einströmen. /// dito
11.3. bis 13.6.
Hans von Aachen 1552-1615 ? Hofkünstler in Europa
Suermondt-Ludwig-Museum
Eröffnung 11.3. 11-15 Uhr (freier Eintritt)
verlängerte Öffnungszeiten vom 11.-22.3:
Mo-Fr 12-18 Uhr, Sa-So 11-18 Uhr, Mi 12-20 Uhr
Katalog im Museum 24,95 Euro (Softcover)
hans-von-aachen.com
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