Über die Raubkunstdebatte hat die Besitz und Erwerbungsgeschichte, die Provenienz von Kunstwerken, seit Jahren eine neue Relevanz bekommen und wird zusehends erforscht, erschwert durch die Neigung von Auktionshäusern, zu Lebzeiten die Namen ihrer Kunden geheim zu halten.
Die berechtigten Vorgänge spülen zugleich meist frische Ware zum Mitverdienen in den Markt. Ob Kunstdetektive auch unter 100 Euro Wert zu Werke gehen? Zwei aktuell laufende Forschungsprojekte in Düren (seit 2015 Dr. Kai Artinger) und Köln (2013-16 Jasmin Hartmann) gehen der Herkunft von Museumsobjekten nach, um die Gemälde, Graphiken und Plastiken auf ihren rechtmäßigen Besitz hin zu untersuchen.
Aus den Objektgeschichten werden die Sammler, Kunsthandlungen, Institutionen, Ausstellungen und Publikationen als Netzwerk sichtbar, in dem die Akteure sich gemeinsam unterstützten und handelten. Über die Person des Kunsthistorikers Dr. Helmut May (1906-62) ist das Leopold-Hoesch-Museum in Düren mit dem Wallraf-Richartz-Museum in Köln verbunden, der 1934-36 an beiden Häusern tätig war. Seine ihm bekannten Nachfolger in Düren sind Dr. Hans Peters (1906–1962) und Dr. Heinrich Appel (1903–1978), letzter wurde 1938 Direktor in Düren.
Hand in Hand
500 Dokumente und 160 Kunstwerke in sieben Sektionen ermöglichen einen spannenden Einblick in die Zusammenarbeit beider Museen in der NS-Zeit und danach. 2040 ab 1933 und auch nach 1946 erworbene Kunstwerke des Leopold-Hoesch-Museums und 2500 graphische Arbeiten werden darauf untersucht, ob sie NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut sind.
Entsprechend wird auch der Altbestand erforscht, soweit er ab 1933 ins Museum kam. „Im Zuge des Provenienzforschungsprojektes am Leopold-Hoesch-Museum sind im November 2016 bestätigt durch den Rat der Stadt Düren in vier Fällen (177 -Graphiken) Restitutionsverhandlungen mit den rechtmäßigen Eigentümer aufgenommen worden, um eine faire und gerechte Lösung zum Verbleib der Kunstwerke zu finden. Ein Teil der betroffenen Exponate befindet sich in der der hiesigen Ausstellung. Nach Zustimmung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste wird das Provenienzforschungsprojekt bis 2018 fortgesetzt, um weitere Fälle zu klären“.
Der Stadtrat von Köln gab entschlossen eine Menzelzeichnung an die Erben zurück, die 1939 zur Zwangsversteigerung an Gurlitt gezwungen waren. Damals war die Reichsfluchtsteuer auf 96 Prozent angehoben worden.
bis 19.3. „Unsere Werte? Provenienzforschung im Dialog: Leopold-Hoesch-Museum und Wallraf-Richartz-Museum“
Leopold-Hoesch-Museum, Düren
Homepage Leopold-Hoesch-Museum
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