„Zum Glück gibt es noch die Kunst des zivilisierten Umgangs“ – von wegen! Da hat Annette Reille den Mund zu voll genommen. Nachdem ihr Sohn Ferdinand sich mit einem anderen Jungen geprügelt und ihm dabei zwei Zähne ausgeschlagen hat, steht ein klärendes Gespräch zwischen den -Eltern an. Schließlich soll die Sache ganz vernünftig und außergerichtlich geregelt werden.
So weit – so gut, doch wer das beliebte Stück „Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza kennt, der weiß, dass es nicht bei einer friedlichen Aussprache bleibt – im Gegenteil: Im Haus der Houillés fliegen die Fetzten.
Spätestens seit der Verfilmung im Jahr 2011, kann jeder mit dem Titel des Stücks etwas anfangen. Den grandios-gestressten Christoph Walz oder die brechende Kate Winslet vergisst man nicht so schnell. Doch die Besetzung des Grenzlandtheaters muss sich nicht verstecken!
Den Business-Mann, der nicht von seinem Smartphone loskommt, nimmt man Dieter Bach problemlos ab. Und wie sehr genau diese Handy-Abhängigkeit seine Frau belastet, ist Darstellerin Christine Mertens überzeugend ins Gesicht geschrieben.
Auch in die Eltern des Opfers können sich Zuschauer gut hineinversetzten. Eva Horstmann gibt der Rolle der Véronique die richtige Balance zwischen gastfreundlich-nett und pädagogisch-besorgt. Ihrem Mann Alain haucht Charles Ripley Leben ein, der erfolglos versucht, die Wogen zu glätten und sich schließlich von der eigenen Frau als „windelweich“ beschimpfen lassen muss.
Dass es im „Gott des Gemetzels“ weniger um die Kinder, als vielmehr um die Eheprobleme der beiden Parteien geht, das zeigt das Grenzlandtheater bis zum 4. Oktober auf unterhaltsam-komische Weise. Doch die ernste Bedeutung, die Autorin Reza in ihr Stück gepackt hat, ist auch hier zu spüren. \ sim
Tickets gibt es bei KlenkesTicket im KapuzinerKarree.
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