Eigentlich steht ihm die Welt offen. Eigentlich hat Teenager Moses, genannt Momo, sein Leben noch vor sich. Eigentlich. Doch er hat es nicht leicht. Denn er hat in seinem Alter schon mit vielen Stolpersteinen zu kämpfen gehabt.
Er lebt in der Rue Bleue in Paris. Tom Hirtz hält sich eng an die Buchvorlage des französischen Autors Éric-Emmanuel Schmitt, die auch schon erfolgreich verfilmt wurde, und macht doch etwas anders. Er insziniert die Geschichte des jungen Mannes mithilfe von Rückblenden.
Der bereits erwachsene Momo erinnert sich an seine Kindheit: An die Beziehung zu seinem depressiven Vater, der ihn oft kritisiert und sich schließlich aus Überforderung vor einen Zug wirft, an das Verlassenwerden von seiner Mutter, an seine Besuche bei Prostituierten und natürlich an Monsieur Ibrahim, den Händler um die Ecke, den alle nur den „Araber“ nennen. Dabei ist er ein Moslem aus Anatolien.
Dieser nimmt ihn unter seine Fittiche und zeigt ihm wie man trotz Schwierigkeiten glücklich werden kann. Wer jetzt denkt auf der Bühne interagieren mehrere Schauspieler, liegt falsch. Das Stück ist ein innerer Monolog. Marc-Andree Bartel übernimmt alle Rollen. Anfangs etwas holprig, findet das neue Ensemblemitglied des DAS DA Theaters doch ins Spiel und zeigt wie wandlungsfähig er ist. Gekonnt wechselt er zwischen den Figuren und unterhält, trotz teilweise schwerer Kost, humorvoll das Publikum. Ohne Pause.
Hirtz setzt dabei auf „weniger ist mehr“. Das Ganze passiert in einem eher schlichten Bühnenbild: schwarzes Regal, ein Hocker, ein Tischchen, eine Theke. Die Elemente stehen für die jeweiligen Gesprächspartner: den Vater, Monsieur Ibrahim oder die Prostituierten und werden je nach Rückblende beleuchtet und so zum Leben erweckt. Moses springt von vorne nach hinten, von rechts nach links und läuft auch mal durch die Stuhlreihen der Zuschauer und erzählt seine Lebensgeschichte.
Dank des flexiblen Hauptdarstellers, der das Stück die gesamten 80 Minuten über trägt und dabei auch mit dem Publikum spielt und den ein oder anderen Lacher einbaut, entgeht die Story über Güte, Zusammenhalt, im Stich lassen und schlussendlich doch nicht alleine bleiben, der Kitsch-Falle. Nach diesem Theaterabend geht man mit einem Lächeln nach Hause. Denn wie Moses am Anfang seiner Geschichte feststellt: Mit einem Lächeln kommt man leichter durchs Leben. Also nicht vergessen: „Zack, lächeln!“ \ kla
bis 11.12.
„Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“
diverse Uhrzeiten, DAS DA Theater
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