Mit „Kontakt“ habt Ihr endgültig den Durchbruch geschafft. Inwieweit decken sich Eure Erwartungen an das Jahr 2016 mit dem, was bisher tatsächlich passiert ist?
Wir können mit dem Wort „Durchbruch“ wenig anfangen; vor allem im Bezug auf unsere Musik. Dieses Wort fühlt sich irgendwie so an, als ob man an anderen tollen Künstlern winkend links vorbei rast. Dieses „Ober- / Unterverhältnis“ gefällt uns im Bezug auf künstlerisches Schaffen gar nicht, denn viele Künstler schaffen großartiges, was beim Hörer beziehungsweise Betrachter mangels passender Informationsverbreitung nicht ankommt.
Effektiv sind wir einfach eine von vielen Bands, die sich aus Bock an lauter Musik im Proberaum getroffenen haben. Wir hatten seit der ersten EP, die über Through Love Records erschienen ist, das Glück, dass Labels (Vorgenanntes, This Charming Man Rec. und Grand Hotel van Cleef) unsere Musik auf Tonträgern fixieren und diese anschließend vertreiben wollten.
Wohlgemerkt ohne hiervon großen Profit zu erzielen. Dies brachte uns in Plattenläden und in die Münder von Hörern, die unseren Output dann irgendwie annehmbar fanden. Gute Musik dröhnt aus so vielen Proberäumen. Gute Multiplikatoren zu gewinnen gelingt leider selten. So bleibt gute Musik oftmals in den Proberäumen eingesperrt.
Ein Verlust für die Hörer, ein Gewinn für die große Plattenfirmen, deren Politik dann wenig im Wege steht. Wenn Du mit Erwartungen in ein Jahr startest, vor allem auf deine musikalische Reichweite, dann mache lieber was anderes in eben diesem Jahr.
Unser einziger Wunsch war, unsere Ideen so auf einer Platte zu fixieren, wie wir uns das vorgestellt haben und das mit keinem Blick auf den Hörer. Das gelang uns bereits im Jahr 2015, sodass wir 2016 quasi Urlaub haben und es sehr genießen können diese Songs live zu spielen.
Dass wir mit dieser Platte so unfassbaren Zuspruch bekommen haben, volle Konzerte und große Festivals spielen konnten freut uns natürlich sehr. Forciert war jedoch nur eine gute Platte ohne sich selbst einschränken zu müssen. Und mit dieser sind wir jetzt noch hoch zufrieden.
Nach dem Open Air-Sommer zurück in die Clubs. Geht Ihr Auftritte vor tausenden Menschen anders an als Auftritte vor einem eher überschaubaren Publikum?
Die Namen der Festivals, auf denen wir dieses Jahr spielen konnten waren mitunter groß. Nur waren wir da die „Schulneulinge-Band“ auf dem Mittagssonnen-Slot. Von Tausenden vor der Bühne würde dann höchstens deine hauseigene Promo-Maschinerie sprechen, die in einem solchen Fall bitte schnell rausgeworfen werden sollte.
Es hat sich teilweise sehr komisch für eine Band unserer Größe angefühlt, a) eine Umkleidekabine zu haben, b) diese neben einer Band wie Thrice aufzufinden und c) eine tennisplatzgroße Bühne mit drei Mann auszufüllen.
Es hat uns wahnsinnig gefreut, dass wir auf diese Festivals eingeladen wurden, so gut umsorgt wurden und wir diese Erfahrungen machen konnten. Baff waren wir dann wirklich, dass zu so frühen Uhrzeiten so viele Menschen vor der Bühne standen und die brennende Sonne ertragen haben, um unser Konzert zu sehen.
Clubshows haben ein ganz anderes Feeling. Es ist warm, es ist dunkel, es ist klein. Leute brüllen Dir Deine geschriebenen Zeilen in die Fresse und klinken sich für ca. eine Stunde komplett aus ihrem eigenen Leben aus. Das durch seine Musik bewirken zu können, ist der Wahnsinn. Im Club ist das einfach näher an einem dran als die 5 Meter Entfernung zum Publikum auf so manch’ einem Festival.
Auf der Tour kommt Ihr auch nach Aachen, „nach Hause“ in den Musikbunker. Welche Bedeutung hat so eine Heimkehr noch, jetzt, wo Ihr mit Eurer Musik so weit rumkommt?
Aachen ist uns sehr wichtig, auch wenn es sich immer komisch anfühlt in der Heimatstadt zu spielen. Wir wurden hier musikalisch sozialisiert. Die Szene dieser Stadt brachte uns an Bands heran, die selber viel tourten und vergangenen Projekten von uns erklärt haben, wie man auch mal ein Konzert außerhalb von Aachen spielt.
In vielen anderen Bereichen lernte ich in meinen Jugendjahren konkurrierendes Denken kennen. Innerhalb der Aachener Szene jedoch, dass Unterstützung das ist, was Menschen zusammen etwas schaffen lässt, Alt von Jung lernt und andersrum.
Leider hat sich die Aachener Musikszene etwas ausgedünnt. Eigentlich alle damaligen „Local Heros“ gehen nun anderen Dingen im Leben nach. Es kommen derzeit aber viele neue Bands „um die Ecke“, was beim Zusehen großen Spaß bereitet.
Und wenn wir hierzu einen kleinen Teil beitragen können, ist das definitiv ein Grund auf jeder Tour hier einen heimischen Stopp einzulegen. Des Weiteren leistet der Musikbunker für uns als Band sehr viel Gutes. Wir können die dortige Infrastruktur sehr gut nutzen. Und diesen vielen helfenden Händen und langjährigen Freunden dort, durch ein Konzert „Prost“ zu sagen, ist uns sehr wichtig.
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