Der Fotografenmeister Bernd Radtke versteht sein Handwerk und der Künstler sein Bildwerk. Das macht die Retrospektive seiner Arbeiten aus den letzten vierzig Jahren deutlich, die im Forum für Kunst und Kultur in Herzogenrath ausgebreitet wird.
Aus der Kenntnis neuester Technik wie den Übergangstechniken bei der Digitalisierung und der Drucktechnik auf neuen Papiersorten und der Neugier an alten Verfahren wie Lochkameras, Plattenkameras und Nasskolloidverfahren aus der Anfangszeit der Fotochemie, ergeben sich nicht nur interessante Bildstrukturen an sich.
Bernd Radtke nutzt die veränderten Farbwerte, Tiefenschärfen, Verzerrungen, Zufallsverläufe, Lichtwerte nicht als Erfindung von Bildern im Sinne von Inszenierung, Collage und digitaler Überarbeitung, sondern als Wirkung der jeweiligen Aufnahmetechnik, Entwicklungsprozesse, Druckverfahren und Bildträger ohne zusätzliche Eingriffe.
Die Bildthemen sind häufig zunächst unspektakulär, werden aber durch den Bildausschnitt und die Verfahrenstechnik zu Bühnenräumen für die Fantasie. Ihre Atmosphären werden von Radtkes Blick und Humor getragen, von der Lichtbild-Umsetzung im chemisch gemalten und technisch erwirkten Prozess, etwa einer nicht so wirkenden Nachtaufnahme mit 120.000 DIN, die leise Irritation erzeugt. Hier wird nichts abgebildet, sondern eine sorgfältig beobachtete Welt entfaltet, die unangestrengt zu sorgfältigem Gucken verleitet. \ dito
WEITEREMPFEHLEN