Blut und Tränen zeigt Darstellungen einer im 16. Jahrhundert in der privaten Andacht entwickelte neue Bildform der Devotio Moderna, die Christus als Gegeißelten und Schmerzensmann oder das abgeschlagene Haupt Johannes des Täufers auch plastisch darstellen und dabei nach einem emotionalen Ausdruck für Schmerz, Opferhaltung, Verzweiflung auch der begleitenden Darstellung der trauernden Maria suchen. Beliebt im beginnenden Privatmarkt, den die Malerfamilie Bouts bestimmte.
„Erfindet“ der Vater Dirk noch blutunterlaufene Augen und Kullertränen, sucht der Sohn Albrecht schon mit hochgezogenen Augenbrauen, überlängter Nase und angespannter Halsmuskulatur einen psychologisierenderen Ansatz. Beide Male wird hier Leiden und Schmerz als Gesichtsausdruck aber erfunden. Die Alternative, sich im Selbstgefühl einer Emotion schnell im Spiegel zu fotografieren und aus Reihenuntersuchungen einen „richtigen“ Ausdruck zu erkunden, scheint auch nicht zur Wahrheit zu führen.
Bleiben glaubwürdige Mimik-Erfindungen, wie sie hier beginnen und kunsthistorisch noch zu erforschen sind. \ dito
bis 11.6.
„Blut und Tränen. Albrecht Bouts und das Antlitz der Passion“, Suermondt-Ludwig-Museum
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