Musik wird gehört, aber auch noch gekauft oder einfach nur gestreamt? Wir haben es am Beispiel vier aktueller Alben recherchiert. Im Aachener Einzelhandel – bei den Ketten Saturn, Media Markt und Müller wo nur noch mit Ausnahme des Plattenladens Tam Tam in der Franzstraße Neuware als physische Tonträger über die Ladentheke gehen und natürlich beim Internet-Versandriesen Amazon beziehungsweise dem erfolgreichsten Streaming-Anbieter Spotify.
Die neuen Veröffentlichungen der folgenden vier Interpreten wurden zum Vergleich herangezogen. Kate Bush mit ihrem Dreier- (CD) beziehungsweise Vierer-Livealbum (Vinyl) „Before The Dawn“, das Album „A Seat At The Table“ der Beyoncé-Schwester Solange, das Comeback-Album der New Yorker Rapper von A Tribe Called Quest sowie ein neues Studioalbum der US-amerikanischen Jam-Band Phish namens „Big Boat“. Zugegeben. Die 1983 gegründete Band Phish hat in Europa nie einen Durchbruch erlebt. In Amerika spielen sie bis heute in großen Hallen und auf Open Air-Konzerte mit weit über 20.000 Besuchern.
Bei Müller ergibt der Suchbegriff „Phish“ keinerlei Treffer. Bei Saturn ist das bereits im Frühherbst veröffentlichte Album „nicht im System vorhanden“. Lustig wird es auf der Plattform vom Media Markt. Phish verzeichnet direkt „keinen Treffer“, das System schlägt aber erstens „Fischpfanne“ und zeitens Pink Floyd’s „Wish you were here“ vor. Bei Amazon ist das Album seit dem 7. Oktober für 17,99 Euro bestellbar. Auch ein Megastar wie Kate Bush ist am Veröffentlichungstag, Freitag, dem 25. November, nicht automatisch verfügbar. Bei Saturn im Aquis Plaza sind fünf Stück als im Laden vorhanden im System gelistet, bleiben aber trotz intensiver Suche des netten Verkäufers unauffindbar.
Im Media Markt in der Franzstraße ist die CD für 19,99 Euro vorhanden, Drogist Müller bietet es weder online noch im Laden an und online werden hier auch nur vier ältere Alben angezeigt. Amazon ist preislich natürlich wieder einen Tacken billiger – die drei CDs werden für 15,99 Euro angepreist, das Vinyl schlägt mit satt überzogenen 61,99 Euro – bei eBay noch 2 Euro teurer – zu Buche. „A Seat At The Table“, das neue Album der R&B-Künstlerin Solange, hatte in den letzten Wochen vor Veröffentlichung bereits fetten Vorschuss erhalten. Volle sechs Sterne vergab der Kritiker Jens Balzer im Musikmagazin „Rolling Stone“, der „Musik Express“ wählte das Album zur „Platte des Monats“.
Auf die lokale Verfügbarkeit hat dies aber wenig Einfluss. Bei Saturn gab es nur ein Exemplar (welches als bereits „vorbestellt“ aus dem Sortiment genommen worden war), im Media Markt wurde das Fehlen auf den Sony-Vertreter abgewälzt, eine Woche später war es immer noch nicht im Laden. Online bietet Media Markt die Vinyl Fassung dann auch erst für den 23. Dezember an. Witzig oder frustrierend gestaltet sich die Suche bei der Drogeriekette Müller. Mit der Schreibweise Solange in der gewählten Rubrik „Musik“ schlägt das System nur „Solange du da bist“ oder „Solange du lebst“ als bestellbare DVD-Filme vor. Auch das neue A Tribe Called Quest-Album „We Got It From Here …“ steht beim Media Markt nicht im Regal, sondern wird im Netz unter dem Vermerk des Standortes Aachen aber als „abholbereit in 2-3 Werktagen“ zumindest in Aussicht gestellt.
„In Aachen in ein bis zwei Tagen abholbereit“ preist Saturn eine kürzere Wartezeit an. Preislich sind beide mit 15,99 Euro gegen Amazon (14,99 Euro) fast auf Augenhöhe. Und bei Müller gibt es wiederum „keine Treffer“.
Fazit: Der stationäre Einzelhandel unterliegt der Ketten-Mentalität. Nach Auskunft von Fachverkäufern geht man hier grob nach dem Raster vor: Die neue Andrea Berg, die neue Helene Fischer darf es direkt 50mal sein, hingegen mittelerfolgreiche Künstler müssen mit einem Exemplar im Regalplatz auskommen. Der konzerngesteuerte Online-Auftritt aller drei Filialisten bleibt ebenfalls mehr als bescheiden. Und Spotify? Hat alle vier Alben in ihrer Datenbank! \rm
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