Das Theater war und ist Sprungbrett für kleine Talente, Bühne für große Entertainer und Zeuge schauspielerischer Höchstleistungen.
„Das Geburtsdatum des Theater 99 ist schwer festzulegen. Wir haben uns auf die erste Spielzeit geeinigt, den 1. September“, erklärt Jutta Kröhnert, die seit 1987 fest zum Theater 99 gehört. Sie ist zuständig für Projekte, Kooperationen und Organisatorisches bei der Aachener Kultur- und Theaterinitiative (AKuT), deren Spielstätte das Theater 99 ist. Seitdem der Kartoffelkeller umfunktioniert wurde, hat sich einiges getan. Das Theater 99 hat sich wahnsinnig entwickelt.“
Jutta Kröhnert denkt dabei an die wilden Studenten, die damals aus dem Kartoffelkeller eine Bühne für Theater und freie Künstler gemacht haben. „Ein bisschen chaotisch, ein bisschen schmutzig.“ Kurzum: Jeder, der damals was auf sich hielt, wollte in diesen Keller. Mittlerweile hat das Theater 99 ein eigenes Haus mit Foyer, Lagerraum und Technik. Kaum zu glauben, dass sich das Theater trotzdem kaum über Wasser halten kann – und vor allem immer dann wuchs, wenn die Geldbörse besonders schmal war. „Das Theater ist eine ziemliche Wundertüte.“
Jutta Kröhnert – damals noch „ein kleines Licht“ – kann sich noch genau daran erinnern, wie stolz sie und ihre Kollegen waren, als sie zu dem Kartoffelkeller weitere Räume dazu mieten und so das Theater 99 erweitern konnten. Trotz der kleinen Stolpersteine, die sich immer wieder dem Theater 99 in den Weg legten, ist Jutta Kröhnert zuversichtlich, dass es das Theater noch lange geben wird.
Sie baut dabei auf die nächste Generation. „Es gibt viele junge Erwachsene, die sich schon jetzt engagieren.“ Eigentlich gibt es beim Theater 99 keine festen Angestellten, dafür ein kleines Team aus sechs Personen – und unzähligen Helfern. So wird zum Beispiel die Buchhaltung auf ehrenamtlicher Basis geführt. „Wir sind dafür riesig, riesig dankbar.“
Eine Geburtstagsfeier für das Theater 99 muss dieses Jahr leider ausfallen. Das liegt vor allem daran, dass es derzeit finanziell „nicht so toll“ läuft. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, will das Theater lieber eine herausragende Spielzeit mit großem Programm liefern – mit Stücken, wie „Freundinnen“, „Stromaufwärts“ und „Der Gott des Gemetzels“. Zudem steht ein viertägiges Improtheater-Festival im November an. Mit einem wilden und dreckigen Spielplan, wie in den alten Zeiten, fährt das Theater 99 nicht mehr auf.
Denn nicht nur das Theater ist mit den Jahren erwachsen geworden, auch das treue Publikum der ersten Stunden ist mitgealtert. Deshalb gibt’s heute seriöse Programmpunkte und eher Sekt statt Bier. Was in den nächsten 30 Jahren mit dem Theater 99 passiert, kann Jutta Kröhnert nicht vorhersagen: „Wir planen von Spielzeit zu Spielzeit.“ Und sie räumt ein: „Das Haus ist alt. Wir wissen nicht, wie lange wir noch an diesem Ort bleiben können.“
Auch wenn es nicht immer rund läuft, hat sich das Theater 99 in Aachen einen Namen gemacht. Es holt nicht nur kleine und große Künstler, Schauspielgruppen oder Comedians auf die Bühne, sondern bietet das Haus auch als „außerschulischen Lernort“ an, veranstaltet Workshops, organisiert jährlich ein „Criminales Bankett“ und wirkt bei Produktionen mit.
Ein Prost auf das Theater 99 – herzlichen Glückwunsch! \ lk
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