Was aus heutiger Sicht an Robocop erinnert, ist einer der katholischen Heldentypen der 20er/30er Jahre: Martin, Christophorus oder Michael. Martialisch, schroff, widerständig und expressionistisch vereinfacht. Der Beginn einer nüchtern abstrakten Spiritualität in der Sakralkunst. Der Glasmaler Anton Wendling (1891-1965), der in Aachen 1927-34 an der Kunstgewerbeschule unter Rudolf Schwarz und an der RWTH Aachen 1936-59 als Professor tätig war und regional und international (USA, Japan) Kirchen ausgestattet hat, wobei Heilig Geist und Chorhalle des Aachener Doms zu den bekanntesten hiesigen Werken zählen, gehörte wie Schwarz der liturgischen Bewegung um die Jugendreformgruppierung Quickborn an, der schon in den zwanziger Jahren Anstöße für eine Erneuerung von Kirchenbau und Kirchenkunst gelangen. Expressionistisch strenge Bauten und im Falle Wendlings Holzschnitte, mit denen er als Lithograph begann, führten nach der Mitarbeit an der Klosterkirche Marienthal 1926 zu einem graphisch reduzierten Stil, der zunächst Rahmungen und dann ganze Bildfelder in streng geometrische Raster unterteilte, die durch dezente Farbverschiebungen im Kernfeld von Weiß, Blau und Rot eine lebendige Wirkung erzielt. Schüler Thorn Prikkers, aber noch stärker an der Raumwirkung der Glasmalerei orientiert, zählt er bis zu seinem Tod 1965 zu den führenden Glasmalern seiner Zeit — mit hunderten von Auftragsarbeiten. Einen Teil dieser auch stilistischen Vielfalt breitet die Ausstellung des Deutschen Glasmalereimuseums aus. ///
bis 21.2. 2010
Anton Wendling: Facettenreiche Formstrenge
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