Lebenstraum
Seit dem Tod ihres Mannes fühlt sich die 80-jährige Martha (Stephanie Glaser), als sei ihre Lebenszeit so überschritten wie das Haltbarkeitsdatum auf den Waren in ihrem verstaubten Tante-Emma-Laden. Erst als die gelernte Schneiderin im Kreis ihrer drei Freundinnen Lisi (Heidi Maria Glössner), Hanni (Monica Gubser) und Frieda (Annemarie Düringer) ihren Jugendtraum von einer Dessous-Boutique in Paris erwähnt und die temperamentvolle Lisi sie beharrlich zu einer späten Umsetzung daheim ermutigt, kehrt der Schalk in die Augen der rüstigen alten Dame zurück. Aus dem rumpeligen Dorfladen im Schweizer Emmental wird eine Lingerie mit handgenähter Spitzenwäsche in zartem Pastell — was Marthas Sohn (Hanspeter Müller), dem Dorfpfarrer, so wenig gefällt wie dem spießigen Bauern Fritz (Manfred Liechti), Hannis politisch konservativ engagiertem Sohn.

Bettina Oberli inszeniert das kleine Dorf Trub in ihrem Heimatland als verkehrte Welt. Während die Alten schelmisch, wenngleich verschämt rebellieren, sorgen sich ihre Kinder um Anstand und Moral, die sie selbst nicht einmal beherzigen. „Die Herbstzeitlosen“ zeichnet sich als leichte Komödie mit ernsthaftem Hintergrund rund um das zeitgemäße Thema „Leben im Alter“ aus. Eindeutig steht die Regisseurin mit ihrem Plädoyer für eine aktive Lebensgestaltung auf der Seite der älteren Generation und zeigt, dass welke Haut und Sinnlichkeit sehr wohl harmonieren. Zur besseren Verständlichkeit kommt der auf Schwyzerdeutsch gedrehte Film hierzulande übrigens in einer untertitelten Fassung in die Kinos.