Der WDR hat die Zeichen der Zeit erkannt und bietet sowohl im TV-Programm mit „Beste Heimathäppchen“ als auch mit dem Ende 2018 erschienen Kochbuch „Heimathäppchen. So kocht NRW“ ein modernes regionales Format an. Im Kochbuch stellt sich zunächst das Team vo, ein sympathischer Zug, schliesslich arbeiten hier viele MitarbeiterInnen engagiert an dem Projekt. Vor der Kamera steht Anja Tanas, die mit ihrem Team auch die Rezepte zusammengestellt hat. Zur Einleitung gehört auch ein kulinarisches Glossar für NRW, in dem Begriffe wie „Mostert“, „Panhas“ oder „Struwen“ erklärt werden (S. 14-15).
Die Rezepte sind übersichtlich aufgeteilt in verschiedene Rubriken - Salat und Suppen, Deftig & Pikant, Querbeet geniessen, Genuss hoch zwei und und „Achtung, Suchtgefahr!“. Das Repertoire reicht dabei von einem einfachen bauernsalat bis zur „Westfälischen Hochzeitssuppe“, die an Festen und Sonntagen gereicht wurde (S. 24-25) und auch huete noch als kräftigendes Sonntagsüppchen taugt.
Dass die Küche in NRW gerne mal bodenständig und deftig ist, hat nicht nur Herbert Grönemeier mit seinem Song „Currywurst“ festgehalten, auch die Heimathäppchen bieten eine Currywurst mit selbstgemachter Sauce (mit Schmackes) auf Seite 58-59, hübsch angerichtet und ansprechend fotografiert.
Natürlich können auch internationale Klassiker regional interpretiert werden, das beweisen die „Rieveklösschen - Siegerländer Gnocchi“ (S. 66-67), bei denen das ehemalige Armeleuteessen mit Spinat und Schinkenspeck aufgewertet wird.
Zu den Klassikern der nordrhein-westfälischen Küche gehören mit Sicherheit Muscheln („Moschele op rheinisch, S. 100-101) mit Weißwein und Gemüsebrühe und „Rheinischer Sauerbraten“ (S. 118-119), da heißt es gleich im Untertitel „Ohne geht’s nicht!“. Auch hier wird der Klassiker sehr ansprechend präsentiert, auch wenn das Fleisch gerne noch ein bisschen mehr Sauce vertragen könnte.
Bei den Desserts („Achtung, Suchtgefahr!“) kommen unter anderem eine bergische Apfelcreme (S. 116-117) und Arme Ritter (S. 132-133) zum Einsatz, auch hier spielen regionale Zutaten (Äpfel!) eine tragende Rolle - ebenso wie der Erfindungsreichtum der Altvorderen, die auch Reste sinnvoll und lecker zu verwenden wussten.
Fazit:
„Heimathäppchen“ ist nicht nur für Feinschmecker und Foodies aus NRW ein tolles Buch, es ist mit viel Liebe zum Detail gemacht und macht Lust auf die Küche Nordrhein-Westfalens. Inzwischen gibt es bereits ein Folgebuch mit Backrezepten, natürlich genau so schick gemacht wie das Kochbuch.
// Belinda Petri, (Mai 2019) Januar 2020
Rezepte: ++++
Layout: ++++
Fotos: ++++
Originalität: ++++
Preis-Leistungsverhältnis: +++++
Kaufempfehlung: ja
Heimathäppchen. So kocht NRW
ZS Verlag, München
ISBN: 978-3-89883-833-7
154 Seiten
www.heimathaeppchen.wdr.de
erhältlich für 16,99 Euro im Buchhandel
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