Vorspeise
„Star Wars“, „Batman Begins“, „Exorzist — Der Anfang“, ja sogar der letzte Bond konnte sich dem Trend zum Prequel nicht entziehen. In „Hannibal Rising“ wird nun über die Jugend des populärsten Kannibalen der Filmgeschichte berichtet. Ein Kindheitstrauma muss her, um die ungewöhnliche Perversion Hannibal Lecters zu erklären. Während des zweiten Weltkriegs in Litauen muss Klein-Hannibal mit ansehen, wie seine jüngere Schwester von hungernden baltischen SS-Gehilfen verspeist wird. Mit 16 flüchtet der traumatisierte Junge (Gaspard Ulliel) aus dem sowjetischen Waisenheim nach Frankreich, wo ihn die japanische Frau (Gong Li) seines verstorbenen Onkels aufnimmt. Bei ihr lernt er fernöstliche Kampfkunsttechniken und den Umgang mit Klinge und Schwert. Gute Voraussetzungen für einen blutigen Rachefeldzug, den der junge Mann gegen die Mörder seiner Schwester plant.
Obwohl der Romanautor der Reihe, Thomas Harris, hier sogar selbst das Drehbuch geschrieben hat, versagt „Hannibal Rising“ in seiner Eigenschaft als Prequel. Das psychologische Erklärungsmuster ist mit dem Kindheitstrauma etwas schlicht ausgefallen und führt eher zu einer Banalisierung der schillernden Kannibalenfigur. Betrachtet man den Film für sich allein, kann er jedoch als solider Rachethriller bestehen. Regisseur Peter Webber hat schon in „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ bewiesen, dass er sich in dunklen Schattenwelten sicher bewegen kann. Hier sorgt er dafür, dass die blutigen Effekte elegant verwischt werden und die einfach gestrickte Story kunsthandwerklich aufgewertet wird.
Bewertung der redaktion
WEITEREMPFEHLEN