Von Kira Wirtz
Nach der Übertragung der Papstmesse im Fernsehen und zunächst noch mit bedachten Worten geht’s los: Grete (Elisabeth Ebeling), Erna (Bettina Scheuritzel) und Mariedl (Nadine Kiesewalter) halten einen abendlichen Plausch über faule Söhne, geliebte Hunde, verhasste Töchter und Mariedls Job als Abort-Beauftragte.
Wunderbar, wie die drei Protagonistinnen über alles und jeden herfallen und doch vor Biederkeit fast vergehen. Der armen Erna mit den Puschen, dem Putzkleid und der geliebten Fellmütze auf dem Kopf, muss bei einigen Beschreibungen Mariedls über ihren Job – dem beherzten Griff in die Toilette – mehrmals Luft zugefächelt werden, um sie vor einer Ohnmacht zu bewahren.
Absurd, tragisch, gelungen
Doch sobald sie mit hochrotem Kopf über ihren saufenden Sohn lästert und sich bei der liebestollen Grete über die fehlenden Enkelkinder aufregt, ist alle Etikette vergessen. Nadine Kiesewalter in ausgetretenen Schuhen, spießiger Bluse und biederer Strickjacke mimt das Mauerblümchen Mariedl ausgezeichnet.
Sie verzieht ihr Gesicht, drückt sich verklemmt in ihrem Sessel herum und hüpft auf ebendiesem vor Freude auf und ab, wenn sie noch ein Paar Klobefreiungs-Geschichten zum Besten geben kann.
So absurd, tragisch und übertrieben das Stück auch ist, es ist absolut sehenswert. Darsteller, Bühnenbild, Inszenierung: Hier stimmt einfach alles. Man sollte allerdings keine allzu große Abneigung gegenüber Fäkalsprache haben… ///
6., 10., 13., 17. und 23. 10.
„Die Präsidentinnen“
20 Uhr, Kammer, Theater Aachen
Karten gibt es bei KlenkesTicket im Kapuziner Karree
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