Von Sebastian Dreher
Den Machthaber um die Ecke zu bringen ist seit jeher eine effektive Art, die Karriereleiter nach oben zu fallen. Macbeth (Thomas Hamm) wählt diese etwas unseriöse Technik aufgrund einer sehr verheißungsvollen Prophezeiung sowie einer machthungrigen Ehefrau (Katja Zinsmeister).
Die zweifelt nämlich mehrfach und auf mehreren Ebenen die Männlichkeit ihres Gatten an. Sei es wegen seiner anfänglichen Skrupel gegenüber körperlicher Gewalt (die im Laufe des Stücks nahezu ekstatisch ausgelebt wird), seines Mangels an Körperbeherrschung oder – ganz konkret – wegen seines sexuellen Unvermögens.
Messer in Kopfsalaten
In einer Szene schmettert sie seine Liebesavancen mit boshaftem Gelächter ab, kurze Zeit später betrachtet der eingeschüchterte Held sein verschmähtes Gemächt mit großer Skepsis. Vater von Königen? Damit?
Das Bühnenbild besteht lediglich aus mehreren grauen Dolmetscherkabinen, in denen sich die Darsteller um die Geräuschkulisse des mörderischen Treibens kümmern. Da werden Messer in Kopfsalate gestochen, Styroporplatten gebrochen und Becken aneinander gerieben.
Viel Blut und ein demolierter Fußboden
Welche Intensität diese Art der Synchronisation hat, zeigt die haarsträubende Szene, in der der gemordete Banquo (Tim Knapper) erscheint, während die anderen Darsteller mit nassen Fingern an Gläserrändern reiben und damit den aufkeimenden Wahnsinn des Helden verdeutlichen.
Natürlich ist auch jede Menge Blut im Spiel, eine der Kabinen wird für verschiedene Arten von Gewaltverbrechen genutzt. Vorne auf der Bühne demolieren die Darsteller abwechselnd mit cholerischen Anfällen den Fußboden.
Harter Stoff trotz komischer Ansätze
Das Ganze mündet darin, dass Macduff (Philipp Manuel Rothkopf) mit Macbeths Gesicht den Bühnenboden wischt. Trotz einiger komischer Lichtblitze ist Engels’ Inszenierung harter Stoff – an dem Shakespeare seine Freude gehabt hätte. ///
6., 10. und 12.
„Macbeth“
19.30 Uhr, Bühne, Theater Aachen
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