Seit Sommer vergangenen Jahres ist das sorgsam umgebaute, mehrstöckige Gebäude im Zentrum von Herzogenrath nach und nach mit initiativen Künstlern und Nutzern bevölkert worden. Soweit noch die übliche Verwendung großer, dem Leerstand anheimfallender Gebäudekomplexe, deren ehemaliger Nutzungszweck nicht mehr besteht (EBV-Bergwerksdirektorenwohnung) und die sich möglichst eigenständig tragen sollen. Wie die engagiert betriebene und professionelle Website vermittelt, ist hier aber nicht ein Allerlei vorgesehen, sondern verwirklicht wird ein auf Kunstschaffende und Kunstvermittlung abzielendes kombinatorisches Konzept mit marktwirtschaftlicher Ausrichtung. Kunst ist nun mal auch ein Markt und sucht Käufer und Auftraggeber, Künstler brauchen vernünftige Ateliers und Anbindung. Ohne Künstlergruppe zu sein, entsteht hier eine Gemeinschaft individueller kreativer Geister unter einem Dach. Ein Fachhandel für Künstlerbedarf ist integriert. Das ist ein grundsolider Versuch, auch die professionelle Seite des Kunstschaffens deutlich zu machen, mit pünktlichem, sauberem und strebsamem Arbeiten zu üblichen Geschäftszeiten.
Das verkehrsgünstig an Bus- und Bahnlinien liegende und mit Parkplatzflächen gesegnete Haus von 1907 birgt großzügige und repräsentative Räume, deren edles Flair ambientemäßig gesteigert wurde. Hier ist Platz geboten für Tagungen, Schulungen, Kongresse und Einzelraumnutzungen, für Büros, Kleinunternehmen und Freiberufler. Das Hinterhofflair kreativer Improvisation und mit abenteuerlicher Haustechnik ausgestatteter Räumlichkeiten fehlt hier. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Angesichts der reinlichen Räume mag man sich Künstlerintentionen mit gestischem Verve und wilder Malerei nur mit einem Träufelschutz vorstellen. Nicht jede Kunstrichtung braucht das sogenannte kreative Chaos. Nur aus Not und mangelnder Selbstvermarktung gibt sich ein Großteil der Künstlerinnen und Künstler mit bezahlbaren und gesundheitlich bedenklichen, schwer heizbaren oder zu kleinen Ateliers ab. Manchmal bedingen lärm- und gestankbildende Techniken und Objektdimensionen bestimmte Standorte und Hallenformate. Kunst ist eben vielfältig. Die unterschiedlichen Ausrichtungen der Künstler/Innen und Designer/Innen mag in der Villa Herzogenrath befruchtend wirken. Die Initiatoren dieser von der Stadt Herzogenrath „kritisch konstruktiv begleiteten“ Privatinitiative, sind die Künstlerin Svitlana Bilash und ihr Mann, Objektverwalter Hartmut-Peter Dammer. Hinzugekommen sind schon Magdalena „Marti“ Ferenczy-Kappel, Hella Frowein-Hagenah, Ilse Heller, Angela Mainz, Tanja Rauschtenberger, Monika Radhoff-Troll, Nicole Röhlen, Almut Schaale-Schilling, thomas.webservices.digitalarts.photographics, Christel Wermuth, Andrea Zang und bald Martina Bautz. Es scheinen wieder mal vorrangig Frauen zu sein, die die Initiative ergreifen.
Hier entsteht eine trotz global beschworener Wirtschaftskrise eine lokal riskierte Facette künstlerischer Öffentlichkeitsarbeit mit weiteren Ausstellungsräumen, die dem Bedarf an Kunst entgegenkommt. Im Zweiwochenrhythmus getaktet werden nach der Eröffnungsgruppenausstellung der ansässigen Künstlerinnen regelmäßig weitere Ausstellungen gezeigt. Möge auch dieser Kunststandort blühen und seine eigene Atmosphäre entwickeln.
Bis 11.2.
Gruppenausstellung
KKWZ „Villa“ Herzogenrath, Roermonder Str. 63
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