Pop & Politics: 1967 – der „Summer of Love“ –
war ein wichtiges Popjahr.
2017 jährt sich der legendäre „Summer of Love“, das allererste Rockfestival, welches den Sommer der Liebe ausrief, fand im kalifornischen Monterey statt, für eine kurze Zeitspanne versprach das magische Jahr 1967 nicht nur für die Popmusik eine glorreiche Zukunft. 50 Jahre später ist die Welt eine – wenig hoffnungsvollere – andere und eine Rückbesinnung auf 1967 tut nicht nur dergestalt gut, dass man neben den epochalen Neuerungen in der Musik, sich auch mal (zurück) erinnert an die Zeit, als Hippie-Ideale hochgehalten wurden und sich Willy Brandt, Rudi Dutschke, Martin Luther King oder Che Guevara für eine neue, offenere und repressivfreiere Gesellschaft einsetzten.
Der Feuilletonredakteur der FAZ, Florian Illies, hatte 2013 mit dem Zeitpanorama „1913 – der Sommer des Jahrhunderts“ als Geburt der Moderne einen unerwarteten Bestseller gelandet. „1967“, das Werk des Musikjournalisten Ernst Hofacker, gräbt ähnliche zeitgeschichtliche Furchen durch ein Jahr(zehnt), welches im Titeljahr zweifelsohne seinen Nukleus hat. Alleine die Musik klopfte hier ein Dutzend Meilensteine ein: 1967 erschien „Sergeant Peppers“ der Beatles, Jimi Hendrix klang mit seinem Debüt „Are You Experienced?“ wie von einem anderen Sonnensystem kommend, die New Yorker Band Velvet Underground (feat. Nico) aus der Warhol-Factory zeigte der kulturell tonangebenden us-amerikanischen Westküste mit ihrem Bananen-Cover-Debüt die schroffe Kehrseite.
Doch nicht nur die Musik, die in diesen Jahren das Licht der Welt erblickte, stellt Hofacker in Zusammenhang, sondern schlägt kapitelweise inhaltliche Bögen zur Bürgerrechtsbewegung und der Entstehung politisch relevanter Soulmusik, der Entwicklung von Bob Dylan und seiner damaligen Formation The Band im Kontext „Americana“, der verhängnisvollen Rolle der USA in Vietnam, der Entstehung der deutschen APO, der Entwicklung des bis heute maßgeblichen Einflusses von Kraut-Rock und deutscher Electronica, der Literatur von Ginsberg, Kerouac, Burroughs, Kesey oder Wolfe – ein Schneeballsystem neuer kultureller Identitäten. Das alles und ein paar weitere revolutionäre Entwicklungen fasst Hofacker mit gutem Überblick und viel Detailkenntnis zusammen. Ein Anhang mit Platten-, Buch- und Filmempfehlungen sowie ein Register schließen eines der wichtigsten Kapitel der Popkultur ab. \ rm
Ernst Hofacker: „1967 – Als Pop unsere Welt für immer veränderte“ Reclam Geb. Format: 16 x 24 cm 272 S. 50, teils farbige Abbildungen
34,95 Euro
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