Die meisten seiner grauen Haare hat Hans Poth nach eigener Aussage an nur drei Tagen bekommen. Das war im Jahr 2000, als der damalige US-Präsident Bill Clinton den Aachener Karlspreis bekam. „Drei Wochen vor dem Termin sind rund 50 Mitarbeiter der US-Regierung bei uns eingefallen“, erinnert sich der heute 66-Jährige. „Die haben alles über den Haufen geworfen.“
Das Wohlergehen des mächtigsten Mannes der Welt stand an erster Stelle, die Innenstadt glich einer Sicherheitszone, jeder Gullideckel wurde verplombt. Als Ort der Verleihung wurde der Katschhof vorgegeben, denn dort hatte die Weltpresse in jeder Einstellung altehrwürdiges Aachener Gemäuer im Hintergrund – ein Muss für die präsidiale Berichterstattung aus der deutschen Kaiserstadt.
Kreative Berichterstattung von Nebenschauplätzen war nicht erwünscht, die Presse musste ständig einen Sicherheitsbeamten dabei haben, Alleingänge gab es nicht. Insgesamt grenzte das Prozedere stark an Gängelung. „Das Pressezentrum war weit entfernt im Kurpark untergebracht“, so Poth, der die letzten Tage vor der Verleihung pausenlos im Einsatz war.
Der größte Affront ereignete sich schließlich während der Direktübertragung der Verleihungszeremonie: Im „WDR“-Fernsehbeitrag wird die Rede des damaligen Oberbürgermeisters Jürgen Linden ausgeblendet. Einen Vorteil hatte das Spektakel für Poth allerdings: „Seitdem kann mich nichts mehr erschüttern.“
Der gebürtige Aachener studierte nach dem Abitur auf dem Rhein-Maas-Gymnasium Volkswirtschaft in Aachen und Bonn. In den öffentlichen Dienst kam Poth in den 70ern über eine Arbeitsgemeinschaft zum Thema Stadtforschung.
Nach der Auflösung dieser AG kam er zur Wirtschaftsförderung, später zur städtischen Werbeabteilung und war in der Folge am Aufbau der AGIT beteiligt. Unter OB Linden wurde er Leiter des Presseamtes.
Aus der Sicht vieler Bürger – aber auch einiger Medien – ist die städtische Pressestelle für alles verantwortlich und erster Ansprechpartner für jedes noch so abwegige Thema. „Wir bekommen 20 bis 30 Medienanfragen pro Tag“, sagt Poth.
Da wird nach Vorschriften zum Anlegen eines Gartenteiches gefragt, wie viele Kinder im Karlsjahr Karl genannt werden oder wie viele Leute am 11.11.2011 geheiratet haben. „Ich habe den Eindruck, die Themen sind mit der Zeit immer einfältiger geworden“, sagt Poth und fügt hinzu: „Vielleicht verliere ich auch langsam meine Toleranz.“
In seiner Amtszeit wurden einige große Entscheidungen getroffen, darunter die zum Tivoli-Neubau und zur Einrichtung der Städteregion, aber auch die, dass die Verwirklichung der Großprojekte Bauhaus Europa und Campusbahn dem Willen der Bürger überlassen wurde.
Nicht immer deckte sich Poths Verwaltungs mit seiner privaten Meinung. Doch es war ihm immer wichtig, loyal zu bleiben, egal, wer die städtischen Geschicke gerade lenken mochte. „Das war nicht immer ganz einfach“, weiß er heute. „Doch die letzten fünf Jahre waren eine wirklich gute Zeit, auch für Aachen.“ \ Sebastian Dreher
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