Mittlerweile können die Kunden – immerhin 500 pro Tag – zwischen mehr als 5.000 verschiedenen Produkten wählen: Obst, Gemüse, Kosmetik, Wein, dazu eine Bio-Käsetheke, die in der Euregio ihres Gleichen sucht. Klenkes-Autor Sebastian Dreher sprach mit Geschäftsführer Felix Matterne über grüne Anfänge und die heutige Allgegenwärtigkeit von „Bio“.
Du bist nun schon 27 Jahre im Bio-Gewerbe. Wie hat alles angefangen?
Ich habe 1984 einen Biomarkt in der Stolberger Burgstraße übernommen mit dem schönen Namen „Gänseblümchen“. Da habe ich auf 40 Quadratmetern meine ersten Erfahrungen als Bio-Händler gemacht. Wir waren ja damals alle Weltverbesserer, erste grüne Gedanken kamen in der Öffentlichkeit an, die neue Partei „Die Grünen“ hatten erste Erfolge in den Kommunen. Trotzdem haben wir natürlich nur ein kleines, ausgewähltes Klientel angesprochen.
Wie groß ist das Klientel heute?
Bio ist allgegenwärtig. Jeder Discounter hat Bio-Produkte im Sortiment, alles ist auf EU-Ebene reglementiert. Das heißt für uns Bio-Händler, dass wir mit der Zeit gehen müssen. Ich kann meinen Kunden nicht mehr mit geflochtenen Einkaufskörben kommen. Die Verbraucher erwarten modernes Equipment, Kühlinseln und Frischetheken. Mitte der Achtziger war das noch anders. Ich erinnere mich, dass ich mir auf einer Reise den Bart abrasiert und die Haare geschnitten hatte. Als ich wieder im Laden stand, waren meine Kunden sehr irritiert. Für die musste der Bio-Krämer bärtig und langhaarig sein.
Wann war der Umzug von Stolberg nach Aachen?
1987 haben wir in der Guaitastraße einen Laden übernommen. „Tutti Frutti“ hieß der. Allerdings nicht lange, denn wir haben eine Kundenbefragung durchgeführt. Wir bekamen sehr lustige, fast esoterische Vorschläge, etwa „Graswurzel“ oder „Mutter Erde“. Aber eben auch „Vital“. Den Begriff haben wir dann genommen.
Und wann seid ihr in der Jakobstraße gelandet?
Das war schon ein Jahr später, 1988. Wir konnten einen ehemaligen Antiquitätenladen in der Nummer 107 übernehmen, mit Holzfußboden und einer tollen Atmosphäre. Nach dem Umbau hatten wir 100 Quadratmeter Verkaufsfläche und waren damit Aachens größter Bioladen. Der nächste Schritt war der Umzug in die Jakobstraße 210-212 am 16. August 2001 und die Erweiterung auf 420 Quadratmeter.
Sind Bio-Ketten eine Konkurrenz für euch?
2007 kamen die nationalen Mitbewerber auf den Markt, und das war für uns schon ein Einschnitt, das haben wir gespürt. Ich hatte mir im Vorfeld einen der Konkurrenz-Läden angesehen und erkannt, dass wir mehr wie ein Supermarkt auftreten müssen, um da mithalten zu können. Ich habe frühzeitig Frischetheken und Tiefkühlinseln installieren lassen und einen Bistrobereich eingerichtet. Ich wollte verhindern, dass die Aachener über die neuen Märkte sagen: „Endlich ein Bio-Supermarkt!“ – immerhin haben wir schon seit 2001 mit dem Begriff geworben. Aber unter uns: eine Baustelle am Karlsgraben oder in der Jakobstraße schadet uns ungleich mehr als eine Biomarkt-Kette.
Und wie hebt ihr euch von anderen Bio-Läden und den Discountern ab?
Wichtig war die Erkenntnis: Bio kann nicht billig, Bio kann nur besser sein als andere Produkte. Wir sind ein Premiumanbieter mit guter Beratung. Wir wollen und können uns nicht mit Discountern messen. Wir sind Demeter-Aktiv-Partner. Demeter verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und ist zu 100 Prozent Bio, im Gegensatz zu manchen EU-zertifizierten Produkten, die auch von Betrieben stammen können, die nur einen Teil ihrer Anbaufläche ausgegliedert und zu Bio-Feldern gemacht hat. Unsere Kunden schätzen unsere Qualität und dass sie auch schon mal Wünsche äußern können. Wir haben beispielsweise den Packtisch hinter der Kasse auf Anraten unserer Kunden eingerichtet.
Was habt ihr für euer Jubiläumsjahr geplant?
Ab August wird es wieder den Bio-Vital-Taler geben, den wir schon 2009 für ein Jahr angeboten hatten. Ein Euro Gegenwert hat diese geprägte Münze, die es ab einen Einkaufswert von 50 Euro als Rabatt gibt. Ach ja, und ab September werden wir jede Woche eine unserer Partnerfirmen präsentieren, inklusive Verköstigungen und Rabatten.
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