„Da hat er sich ja ganz nett durchgewurschtelt“ – eine der netteren Reaktionen auf die erste öffentliche Rede des Herzog von Yorks. Denn Prinz Albert, der zweitgeborene Sohn des Königs, stottert. Und die Rede, beziehungsweise die Stille zwischen den Worten, erfüllt nicht nur das Wembley Stadion, sondern gleich alle Wohnzimmer Englands.
Denn dieses „teuflische Ding“, das Radio, ändert so ziemlich alles für die Mitglieder des Königshauses. Bisher nur mit der Herausforderung betreut, möglichst gerade auf dem Pferd zu sitzen und nicht runterzufallen, eröffnet sich mit den Anfängen der Öffentlichkeitsarbeit ein viel größerer Anspruch an die Royals.
Gut also, dass Prinz Albert (Fabian Goedecke) – oder Bertie wie er von den anderen mehr oder weniger liebevoll genannt wird – als Zweitgeborener verhältnismäßig wenige öffentliche Auftritte bevorstehen. Gattin Elizabeth (Verena Wüstkamp) aber macht den Sprachtherapeuten Lionel Logue (Wolfgang Mondon) ausfindig, der mit seinen besonderen und aberwitzigen Methoden schon so Einigen das Sprechen erleichtert haben soll.
Doch der Sprachtherapeut schert sich nicht viel um die Gewohnheiten des Herzogs und lockt den steifen Prinz mit weiteren Flapsigkeiten aus der Reserve. Und die muss er tatsächlich verlassen, als der Vater stirbt und der Bruder die Ehe mit einer zweimal geschiedenen Amerikanerin der Königswürde vorzieht. Bertie muss ran.
Nun liegt es an dem von Selbstzweifeln zerfressenen Herzog, dem angsterfüllten Volk die Angst vor einem bevorstehenden Krieg zu nehmen. Dass Hitler mit seinen Reden Millionen in den Bann zieht, während der neue König Englands nicht einmal in der Lage sei, „unfallfrei Fish and Chips zu bestellen“, macht die Aufgabe nicht einfacher. Und so benötigt er alle unüblichen Tricks und Kniffe seines Sprachtherapeuten, der bald für König George VI. viel mehr als das sein wird. Trotz der Nähe zum Film schafft es Uwe Brandt mit seiner Inszenierung, dass der Zuschauer in jeder Minute am Ball bleibt. \ cr
„The King’s Speech“
4.-15.7.
20 Uhr, diverse Orte
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