Club 27. Kurt Cobain, Jimi Hendrix und Amy Winehouse. Sie alle – und noch einige mehr – starben jung und berühmt. Und wurden zu Legenden. Mythos oder einfach Zufall? Dave Gahan, der Sänger von Depeche Mode, hat den Club überlebt. Dabei hat er sich so viel Mühe gegeben: Er ist ein Rockstar geworden, hat Drogen genommen, sich eine Überdosis gesetzt. Doch es ging gut, er überlebte. Oder ging es schief? Wie man’s sieht.
Danach ist sein Leben bestimmt von diesem Erlebnis. Zwei Minuten war er klinisch tot. Erinnern daran, kann er sich nicht. Aber doch erinnert er sich selbst und alle anderen immer wieder neu an seinen zweiminütigen Tod. Ein Erlebnis, das ihm Tiefe verleihen soll. So zumindest sieht es David Mezger, Autor des Stücks „Als ich einmal tot war und Martin L. Gore mich nicht besuchen kam“.
Ist die Figur tatsächlich Dave Gahan? Zumindest finden sich eindeutig Aspekten seines Lebens wieder. Den zweiminütigen Tod gab es wirklich. Alles Weitere ist Fiktion.
Und daran lässt auch die Inszenierung im Mörgens keinen Zweifel. Dave Gahan, famos gespielt von Karl Walter Sprungala, liest zu Beginn auch gleich die Regieanweisungen mit vor. Musik soll es geben, aber nicht von Depeche Mode.
Nach den Vorgaben im Drehbuch steigt er in eine Badewanne. Die dort gefundene Forelle wird gleich mal nebenher zubereitet. Eine Line Koks später spricht Dave Gahan plötzlich bayrisch. Dann ist er nackt. Lässt sich von Britney Spears einen blasen. Dann tanzt er mit Maske, Umhang und Säbel wild durchs Mörgens, stürzt. Und immer wieder fragt er sich, wo er eigentlich ist.
Da hat jemand die Orientierung verloren. Und als Zuschauer tut man es ihm gleich. Wer ist das da auf der Bühne? Wieso wird dort eine Forelle gekocht? Wen verkörpert Musiker Malcolm Kemp? Sich selbst oder das Unterbewusstsein Gahans? Oder doch Bandchef Gore, mit dem Gahan im Clinch liegt?
Wahrheit und Ordnung sind abhanden gekommen. So erlebt man zwei Stunden im Kopf eines kaputten Rockstars. Abstrus und schwer verdaulich. Und doch musikalisch und schauspielerisch erstklassig. Ein Theatererlebnis wie ein Rausch. Eine ironische Überspitzung mit feinem Sinn für Tiefgang. Und danach fragt man sich: Where is my mind? Gemäß den Pixies, nicht Depeche Mode. Abstrus, nicht? \ cr
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