Als multimediale Kunstfigur M.I.A. veröffentlichte sie wild-dissonante Sound-Bricolagen, die Dub Step, Ethno-Sounds, Noise, Dancehall und Bhangra-Beats amalgamierten und sorgte – von Hause aus Filmemacherin - mit provokanten Musikvideos wie „Bad Girls“, „Born Free“ oder „Borders“ für Aufsehen.
Die gebürtige Tamilin, deren Vater ein Aktivist der „Tamil Tigers“-Guerilla war und die mit ihrer Mutter einst aus Sri Lanka nach London flüchtete, hatte ein politisches Diaspora-Selbstverständnis anzubieten, das – unbekümmert um political correctness – immer wieder aneckte und zumal im Westen irritierte.
M.I.A. ging seltsame, interventionistische Koalitionen mit H&M oder Julian Assange ein, provozierte mittels Stinkefinger in der „Superbowl“-Halbzeit, mokierte sich über den neuerdings ausgestellten »radical chic« eines Superstars wie Beyoncé und wurde für das öffentliche Tragen eines „Fly Pirates“-Trikots von Paris St. Germain verklagt.
Die stets modernistischen Culture Clash-Tracks von M.I.A. waren ein subversives Versprechen auf einen »edgy« Global Pop, der nicht länger über die Achsen London, Paris, New York oder Los Angeles verwaltet wird, sondern die Peripherien unmittelbar miteinander kommunizieren lässt.
Auf „A.I.M.“, ihrem fünften und wohl vorerst letzten Album, setzt M.I.A. ganz auf das Politische und die Konfrontation, erzählt aus der Perspektive des Flüchtlings von Grenzen, von Grenzpatrouillen, von Drohnen und dem Überleben in der Illegalität durch kaum bezahlte Knochenjobs.
Dass M.I.A. mit ihrer politisch-aktivistischen Kunst aus einer Position der Marginalisierung kommerziell durchaus sehr erfolgreich ist, gehört zu den Widersprüchen, die eine Grenz-Gängerin wie Arulpragasam ebenso aushalten muss, wie die Tatsache, dass sich ein so radikal enervierendes Opus wie „A.I.M.“ Kooperationen mit Mainstream-Größen wie DJ Skrillex oder dem Ex-One Direction-Mitglied Zayn leistet, um sich Gehör zu verschaffen. \ uk
(Interscope/Universal)
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