Interview Christina Rinkens
Wie oft waren Sie im Hotel Total zu Besuch?
Etwa zehn bis 15 Mal. Ich habe mir das Projekt von Anfang an angeguckt, auch schon in der Gestaltungsphase. Das Hotel Total ist ein großartiges Projekt. Die Drei haben das toll gemacht und einen wichtigen Beitrag für die Kulturlandschaft der Stadt geliefert. Man hat gemerkt: Dieses Format hat gefehlt, ohne dass man vorher wusste, dass es uns fehlt.
Was zeichnet für Sie das Hotel Total aus?
Die Kirche hat eine einzigartige Atmosphäre. Dadurch, dass zwei Gefühlslagen aufeinander treffen, die es so in dem Zusammenspiel sonst nicht gibt, entsteht eine besondere Stimmung. Auf der einen Seite eine 100 Jahre alte neu-gotische Kirche, die zwar schlicht, aber durchaus schön ist, und auf der anderen Seite der kulturell-kreative Design-Zusatz. Das berührt die Menschen. Und das ist der ideale Raum, um unterschiedlichste Kultur wahrzunehmen. Es geht zwar nicht Alles, aber Vieles. Und trotzdem bleibt die Würde des Raumes erhalten.
Wie sehen Ihre weiteren Pläne für die St. Elisabeth Kirche aus?
Wir wollen die Stimmung erhalten und fortsetzen. Das ist eine Herausforderung. Die Pläne sind noch nicht ganz fertig. Deshalb bin ich in den vergangenen Monaten auch immer wieder im Hotel Total gewesen, um die Momente und Stimmungen mitzunehmen. Dass ein Projekt von allen Seiten als durchweg positiv empfunden wird, ist selten.
Welche Nutzung stellen Sie sich vor?
Das Thema des Hotel Total ist eigentlich, eine Kulturkirche zu schaffen. Die Idee eines Hotelbetriebs ist ungewöhnlich für eine Kirche und so auch nicht weiter umsetzbar. Das Besondere der Kirche ist, dass sie zwar keine geweihte katholische Kirche mehr ist, sie aber die Qualitäten einer Kirche hat. Nämlich, dass sie als Kulturraum offen für Jedermann ist. Der religiöse Bezug wurde reduziert, um sie wieder zu öffnen. Und dennoch ist die Spiritualität noch spürbar. Und von dieser Spiritualität können die Kulturveranstaltungen profitieren, sie werden sozusagen erhöht. Alles wirkt ein bisschen toller – ob der Tanzworkshop oder die Modenschau – als würden sie in einer Mehrzweckhalle einer 60er Jahre Baus stattfinden. Das muss man einfach erhalten.
Welche Voraussetzungen müssen für den Erhalt erfüllt werden?
Die Finanzierung. Die Frage ist: Wie können wir erreichen, dass dieses Konzept in der Zukunft fortgesetzt werden kann? So eine Kirche muss unterhalten werden, allein die Heizkosten sind enorm. Das neue Konzept muss eine permanente Nutzung berücksichtigen, von Montag bis Sonntag. Also müssen Dinge kombiniert werden, die kombinierbar sind. Einerseits Dinge, die die Finanzierung sichern und andererseits die Kultur.
Und wie sehen die Pläne konkret aus?
Im Zuge der Digitalisierung Aachens können wir uns einen Co-Working-Space vorstellen, eine moderne Arbeitswelt für Unternehmensgründer. Man sieht das bei großen Firmen, Apple oder Google, die Bürowelten für ihre Mitarbeiter schaffen, in denen man maximal kreativ sein kann. Und St. Elisabeth ist ein Ort, der diese Atmosphäre schon mitbringt. Dafür braucht es Rahmenbedingungen, die eine solche Nutzung ermöglichen – technische Voraussetzungen, Toiletten, ein Café. Der Raum muss veränderbar sein, um auch weiterhin kulturelle Veranstaltungen unkompliziert möglich zu machen. So können wir die Digitalisierung, die Kulturszene und die Stadt insgesamt weiterentwickeln. Eine Kulturkirche, in der das treffen und kennenlernen im Vordergrund steht.
Wie weit sind Sie mit Ihren Plänen?
Wir arbeiten mit Hochdruck an der Planung. Bis Ende des Jahres soll sie feststehen und ab dem Frühjahr 2017 umgesetzt werden. Wir erlauben uns noch ein paar Jahre „Pop-Up“, wir bilden uns nicht ein, genau zu wissen, was funktioniert. Wir sehen St. Elisabeth als eine Art Labor. Das uns sowohl über die Nachnutzung emotionaler Gebäude, den Umgang mit Baudenkmälern als auch den Umgang mit dem Umfeld – städtebaulich und gesellschaftlich – einiges lehren kann.
Beziehen Sie die drei Visionärinnen des Hotel Total mit in die Planung ein?
Die Drei haben ein bewundernswertes und anerkennungswürdiges Projekt umgesetzt. Und für das Objekt, die Menschen und die Stadt einen enormen gesellschaftlichen Beitrag geleistet. Wir haben uns fest versprochen, zusammen zu arbeiten. Wir wollen zusammen unsere Stadt weiterbringen.
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