Kulinarische Zeitreise
Die Kochbücher von Wil und Netty Engels-Geurts kennt in Süd-Limburg eigentlich jeder - in den letzten 40 Jahren haben sie 40 (!) Kochbücher veröffentlicht. Vergleichbar mit den deutschen TV-Köchen Martina und Moritz erfreuen sie ihre Fans mit bodenständigen, einfach nachzukochenden Rezepten und bewahren ein Stückchen Limburger Kulturgut, indem sie auch alte Rezepte für die Nachwelt erhalten.
Zum Jubiläumsjahr (25 Jahre tiC-Verlag, 40 Jahre Wil und Netty Engels-Geurts-Erfolgsteam und 40 gemeinsame Kochbücher) wurde jetzt der Klassiker „Limburg op z’n lekkerst“ neu aufgelegt. Ähnlich dem Dr. Oetker-Schulkochbuch, das einst in keiner deutschen Küche fehlen durfte, lohnt sich das schicht und übersichtlich gestaltete Kochbuch vor allem für Küchen-Pragmatiker, die weniger bunte Bildchen als ein fundiertes Rezept brauchen.
Auf mehr als 150 Seiten präsentieren die Beiden ihre beliebtesten Rezepte - übersichtlich in verschiedenen Kapiteln aufgelistet:
Suppen, Fleisch, Fisch und Ei, Saucen und Jus, Gemüse, Kartoffeln, Früchte, Nachspeisen, Getränke, Brotbeläge, Brot, Vlaai und Gebäck … eigentlich alles, was das Herz begehrt. Die Rezepte sind gut verständlich beschrieben, aber nur spärlich bebildert, wobei die Abbildungen auch nicht wirklich gut in Szene gesetzt sind, das hätte man wahrscheinlich besser im Sinne von „zeitgemäßer“ machen können.
Klassiker und Lieblingsrezepte
Natürlich gehört der Klassiker „Zuurvlees“ (S. 38/39) unbedingt in diese Rezeptsammlung, empfohlen wird die Zubereitung von Pferdefleisch, in den Niederlanden durchaus üblich, in Deutschland meist durch Rindfleisch ersetzt, nicht fehlen darf dabei etwas Appelstroop (das Rezept für selbstgemachtes Apfel-Birnen-Kraut findet sich auf S. 100) für die Sauce. Einige Seiten weiter wird übrigens die Variante „Konijn in ‘t zoer“ (S. 46), also Kaninchen als Sauerbraten, empfohlen, hier wird dann mit Stroop oder „Ontbijtkoek“, dem süßen Frühstückskuchen gewürzt. Dazu passt „Appelmoes van Oma“ (S. 73) hervorragend.
Ebenso klassisch: „Stoofvlees met bier“, bei dem ein regionales Alfa-Bier verwendet wird (S. 40/41). Apropos Getränke: Wil und Netty Engels-Geurts verraten auch ihre Rezepte zu Kirsch- und Johannisbeerwein sowie Advocaat (im Limburger Dialekt heißt der leckere Eierlikör übrigens „Avvekäötje, aierkonjak“), Beerensaft, Holundersaft und einer raffinierten Holunderblütenlimonade.
Der Parcours durch die limburgische Küche birgt auch einige Überraschungen, beispielsweise werden neben verschiedenen Pannenkoeken-Varianten auch herzhafte Buchweizen-Pfannkuchen vorgestellt - nicht alltäglich, aber bestimmt eine schöne Rezeptvariante, die bestimmt an die berühmten bretonischen Galettes erinnern. Die Brot- und Gebäckrezepte sind etwas anspruchsvoller, entlohnen aber mit würzigem Roggenbrot bzw. fruchtigen Fläden.
Dank der schnörkellosen Erklärungen sollten die Rezepte auch bei Koch- und Backanfängern gelingen, sofern man ein wenig Niederländisch versteht, viele Rezepte haben ja durchaus ähnliche Varianten jenseits der Ländergrenzen. Ob Sauerbraten oder „Nonnenfüzzchen“ … beim Essen ist man sich im Dreiländereck ja einig: Hauptsache, es schmeckt!
Fazit:
Der Klassiker „Limburg op z’n lekkerst“ darf eigentlich in keiner euregionalen Küche fehlen, in der man ein bißchen Niederländisch versteht. Durch das etwas „altbackene“ Design wird das Kochbuch von Wil und Netty Engels-Geurts zu einer kulinarischen Zeitreise, die aber zahlreiche Klassiker und Lieblingsgerichte aus der Kindheit wieder auf den Tisch zaubert. Zum 50-jährigen Jubiläum könnte das Layout gerne noch einmal überarbeitet werden, denn die Rezepte sind echte Klassiker mit tollen regionalen Zutaten und damit zeitlos aktuell, über die Präsentation kann man ja dann noch einmal reden …
Rezepte: ++++
Layout: +
Fotos: ++
Originalität: +++/++++
Preis-Leistungsverhältnis: +++
Kaufempfehlung: ja
Limburg op z’n lekkerst
Wil und Netty Engels-Geurts
Uitgeverij tiC, erhältlich im (niederländischen) Buchhandel und ausgewählten Geschäften
158 Seiten
ISBN: 978-94-91561-99-3
Aktionspreis bis 1.12.2018: 14,90 Euro, danach 19,90 Euro
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